Der kühne Herr Calafati und was wirklich wichtig ist

Wer bleibt ohne Unmut, wenn er beklaut wird? Bitte aufzeigen! Ich kennen niemanden, der das regungslos hinnimmt. Aber in meiner publizistischen Arbeit mit Schwerpunkt Internet bin ich es schon gewöhnt, daß immer wieder Menschen die Ergebnisse meiner Bemühungen plündern.

Meistens genügt dann eine freundliche Email, um eine angemessene Reaktion herbeizuführen. Ich erwähne dabei gerne, daß es mich freut, wenn etwa meine Fotos gefallen, doch noch mehr hätte es mich gefreut, vorher gefragt zu werden. Und überdies wäre es sehr aufmerksam, die Quelle zu nennen, wenn man das Material anderer Leute verwendet.

Manche Menschen reagieren überhaupt nicht. Manche entschuldigen sich. Manche antworten entzückend, wie etwa der Fiatist Claudio Mattioli. Er hatte eines meiner Fotos des Prinoth Baby veröffentlicht. Eine Szene aus dem Museum.

Mattioli war über meine Rückmeldung merklich erschrocken, nahm das Foto umgehend vom Server und schickte mir als kleine Geste der Entschuldigung den Scan eines Originaldokumentes von Prinoth, womit er mir viel Freude gemacht hat; siehe: [link]

Dann gibt es noch Fans wie den Herren Joe Calafati. Er mag historische Fahrzeuge und hat ein erkennbares Faible für Produkte der verflossenen Steyr-Daimler-Puch AG.

In einer einzelnen Vierergruppe des Herren Calafati gleich drei Fotos von uns, eines von Wikipedia

Allerdings geht Herr Calafati nicht in die Welt hinaus, wie unsereins, fährt nicht manchmal weite Strecken, pflegt nicht Kontakte und bemüht sich nicht um das Vertrauen von Sammlern, das einem dann manchmal exquisite Hallen öffnet.

So komme ja ich zu etlichen meiner Fotos und den Informationen für besondere Geschichen. Ich achte sehr darauf, den Besitzern von Raritäten nicht wie ein Plünderer entgegenzulaufen, sondern ihnen einen deutlichen Eindruck zu vermitteln, daß auch ich mich für das Thema engagieren und so ihren Aufwand würdige.

Solche Umstände erspart sich Herr Calafati. Er entnimmt vom Schreibtisch aus dem Web, was ihm gefällt, das kostet nur ein paar Mausklicks. Es geht ja schon geraume Zeit so. Auf einer meiner Facebook-Leisten hatte ich ihn früher dezent gebeten, nicht dauernd die Bilder anderer Leute zu verwenden, ohne deren Erlaubnis und ohne Nennung der Quelle.

Er tut es immer noch. Das fiel mir durch einen Fiat Giannini auf, den ich in Graz fotografiert hatte. Ein besonderer Glücksfall. Fahrzeuge dieses römischen Tuners Domenico Giannini gibt es bei uns in freier Wildbahn so gut wie überhaupt nicht, darum erkannte ich das Bild sofort.

Ich habe Herrn Calafati auf Facebook klarzumachen versucht, daß es eine schöne Geste wäre, der Arbeit anderer mit Respekt zu begegnen, wie das auch unter guten Mechanikern üblich ist. Na, da bekam ich von ihm was zu lesen.

Das war von exquisiter Grobheit. Am wenigstens wollte er einsehen, daß er mit seinen kleinen Plünderungen nicht bloß die Mühen anderer verspottet, sondern auch geltendes österreichisches Recht bricht, denn unser Urheberrechtsgesetz ist alt und streng. Und unmißverständlich.

Er setzte noch nach und mußte zu meiner Person verkünden:
>>Joe Calafati: Wenn ich im Profil Lese “ Künstler kommt mir So wie so das Kotzen!<<

Nein, nicht daß mir die Ferndiagnose des kühnen Herrn Calafati Kummer machen würde. So zeigt sich eben der Ignorant, der sich etwa über eine Berufsgruppe erhaben fühlt, in diesem Fall Künstler, von der er offenbar keine Ahnung hat.

In seinem ganzen Album wimmelt es nur so von unseren Fotos, ohne daß er die Quelle genannt hätte

Ich nehme das jetzt aber zum Anlaß, dieses leidige Thema Urheberrechtverletzung einmal etwas detaillierter zu behandeln, weil dieser Fall so schillernd und aufschlußreich ist.

Als ich dem kühnen Herrn Calafati die rechtliche Lage skizziert habe, eine Verletzung des Urheberrechts kann nämlich sehr teuer werden, antwortete er:

>>Joe Calafati: Versuche das mit einen Anwalt ! Ich stelle mir das so vor Du gehst zum Anwalt ( Kostet 500 Euro ) ich Reagiere nicht Anwalt Reicht Klage ein ( Kostet ??? ) Gericht Spricht mich Schuldig Ich bin Sozialhilfe Empfänger und Du bleibst auf allen Kosten sitzen Also Frohes Klagen<<

So stelle ich mir die „fleißigen und anständigen Österreicher“ vor, von denen man oft liest und von denen ja gerade in Wien recht viele exisieren sollen.

Wie kurios, denn erst kürzlich hatte ich zu diesem Thema „Bilderklau“ eine kleine Debatte mit Karlheinz Rathkolb, dem Leiter des Museums, und mit dem Grazer Gemeinderat Peter Piffl-Percevic.

Eben da hatte Rathkolb sehr strenge Töne angeschlagen und ausgerechten ich habe abgewiegelt: Nein, das ist eh nicht so schlimm, kommt zum Glück nur selten vor, sollte man eher auf dem Weg der Verständigung lösen.

Meine Gründe sind simpel. Das Internet ist ein wunderbares System, in dem viele Enthusiasten bei einem Thema gewinnen können, wenn viele Enthusiasten ihr Know how und ihr Bildmaterial verfügbar machen. Dadurch erfahren und sehen wir oft Dinge, die sonst vielleicht schon vergessen wären.

Herr Calafati hat sich so umfassend bedient, daß er gar nicht mehr weiß, was alles von uns und den Kollegen vom Grazer Tramwaymusuem stammt

Gut. Und jetzt also dieses Tänzchen, in dem der kühne Herr Calafati einen verhöhnt, statt einzulenken. Da stehe ich jetzt natürlich ein wenig blöd da. Rathkolb meinte heute auch prompt: „Tun wir gar nicht erst herum, übergeben wir es unserem Anwalt. Dafür haben wir ihn ja.“

Ich hielt dagegen: „Ja, eh, aber laß uns jetzt nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen. Ich hab dem Herrn Calafati zu danken, daß er mir so ein anschauliches Fallbeispiel liefert. Nun werd ich das Thema in der Puchianer-Szene einmal etwas detaillierter behandeln.“

Und damit beginne ich… Jetzt.

Vielleicht bringt es ja andere Leute zum Nachdenken. Wenn man sich nicht derart rücksichtslos benimmt, sondern sachkundigen Puchianern, Fans und Enthusiasten mit ein wenig Respekt begegnet, sind sicher noch längerfristig Menschen bereit, ihr Wissen und ihre Schätze mit anderen zu teilen. Das ist wirklich wichtig. Darum geht es ja; bei uns im Museum und auch da draußen im Internet.

Dann muß man vielleicht auch nicht gleich kotzen, weil ich von Beruf Künstler bin, mich aber privat seit Jahren ehrenamtlich in der Sache Puch engagiere.

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Martin Krusche, Künstler, siehe: [link]