Gedenken: Das fragliche Sterbedatum

Die Buschtrommeln dröhnen. Aber das tun sie ja immer. Wenn Menschen etwas nicht genauer wissen, denken sie sich etwas aus. Das sorgt für eine stets dampfende Gerüchteküche.

Ausschnitt mit handschriftlichem Vermerk

Ausschnitt mit handschriftlichem Vermerk


Die geselligen Tage des Gedenkens an Johann Puch waren von allerhand blühenden Überhöhungen dekoriert. Das muß nicht sein, denn Puch hat auch so genug Gewicht in unserer Landesgeschichte. Ein eigenes Kapitel ist da neuerdings die Frage nach seinem realen Todestag.

Es heißt, eine Todesanzeige aus den Händen seiner Frau habe den 18. Juli 1914 genannt. Zeitungen aus der Zeit nennen den 19. Juli. Ein Dokument aus den Archiven von Graz nennt gar den 5. Juli 1914.

Das muß nicht viel bedeuten. Skandal? Aber woher denn! Für den entspannten Puchianer ist das einfach ein schönes Dokument, das bisher kaum jemand kennt. Für die Geschichtswissenschaft ist es eine Anregung.

Natürlich bleibt es interessant, den Sachverhalt zu klären. Das bedeutet Recherche, also Zeit und Geld. Es könnte eine schöne Reise werden. Wann war die Sportveranstaltung in Zagreb/Agram, der Johann Puch damals beigewohnt hat? Gibt es dazu Zeitungsberichte?

Selbstverständlich kann sich ein Beamter irren...

Selbstverständlich kann sich ein Beamter irren…

In welchem Hotel hat der Altmeister logiert? Sind davon Aufzeichnungen erhalten? Was steht in den Archiven der Behörde vor Ort? Was haben zuständige Kirchen in ihren Büchern vermerkt? Wer hat Puch nach Graz überführt? Das wird wohl per Bahn gelaufen sein. Dafür muß ja eine Rechnung ausgestellt worden sein, sollten Quittungen existiert haben.

Um die Sache also hervorstreichen zu können, müßte erst ein Teil solcher Unterlagen beschafft oder wenigstens eingesehen worden sein. Daraus ergäbe sich ein Zeitfenster, in dem vermutlich der Sterbetag des Johann Puch ganz genau festgestellt werden könnte. Und dann, erst dann, wäre also klar, wo geschludert wurde und welche Papiere uns das verläßliche Datum nennen.

Bis dahin ist dieses Dokument vor allem eine bürokratische Kuriosität, über die sich Puchianer freuen dürfen, weil es einen weiteren Puzzlestein in der ganzen Erzählung abgibt, einer Geschichte, die andauernd zwischen Fakten und Legendenbildung changiert.

— [Dokumentation] —

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Martin Krusche, Künstler, siehe: [link]