Johann Puch, prinzipiell

Als Johann Puch am 19. Juli 1914 von einem plötzlichen Tod ereilt wurde, waren gerade einmal 14 Jahre vergangen, seit er seine erste eigenständige Konstruktion eines Automobils auf dem Grazer Schloßberg hatte testen lassen. Diese Feststellung enthält einige bemerkenswerte Aspekte.

a) Die eigenständige Konstruktion.
Während in diesem Heraufdämmern des „modernen Automobils“ noch viele Produzenten sich begnügten, mit zugekauften Motoren Kutschen zu motorisieren, hatte Puch auf einen eigenen Motor und eine eigene Fahrzeugkostruktion gesetzt.

Die erste Puch Voiturette von 1900

b) Der Grazer Schloßberg
Motorkraft und Fahrzeugbauweise waren aus heutiger Sicht von sehr bescheidener Leistungsfähigkeit. Daß Puch sein erstes Auto nicht in einer lieblichen Ebene, sondern auf dem endlosen Steilstück des Grazer Festungsberges erproben und bewähren konnte, spricht Bände.

Quelle: „Allgemeine Automobil-Zeitung“, April 1900

c) 14 Jahre
Das ist in unserem heutigen Erleben eine recht kurze Zeitspanne. Die genügte Puch, um Personenkraftwagen zu entwickeln, die sich einerseits im Alltag und im Rennsport als vorzüglich erwiesen, die andrerseits bei hochgestellter Kundschaft auch jenseits Österreichs exzellenten Ruf errangen. Puchs Lastwagen bewährten sich im Frachtgeschäft und Kommunaldienst. Seine Fahrräder und Motorräder begründeten einen Ruf, der bis heute nicht verhallt ist.

Die renommierte „Allgemeine Automobil-Zeitung“ nannte Puch im Nachruf vom 26. Juli 1914 respektvoll „Altmeister“. Der Artikel betont auch die „vielen in- und ausländischen sportlichen Wettbewerbe“, in denen Puch-Fahrzeuge glänzten. (Es darf daran erinnert werden, daß Österreich zu jener Zeit ein wenig größer war als heute, daß also hier von einer ganz anderen Dimension die Rede ist.)

Quelle: „Allgemeine Automobil-Zeitung“, Juli 1914

Aus all dem mag ersehen werden, welche Reputation Puch zu seiner Zeit hatte. Den Nachruf in der „Allgemeinen Automobil-Zeitung“ ziert ein Foto, auf dem „einer der repräsentativen Männer der österreichischen Fahrrad- und Automobilindustrie“ ungewohnt fröhlich wirkt.

Die meisten von ihm erhaltenen Portraits zeigen einen Mann mit ernstem Gesichtsausdruck. Das vermutlich letzte von ihm erhaltene Foto war es nicht, denn darauf sieht man einen Johann Puch von etwa 52 Jahren, den sein rastlos verbrachtes Leben schwer gezeichnet hat und steinalt erscheinen läßt.

In Memoriam Johann Puch, geboren am 27. Juni 1862 in Sakušak, das in der einstigen Untersteiermark lag und Österreich war, welches heute in Slowenien liegt, gestorben 19. Juli 1914 in Agram/Zagreb, im heutigen Kroatien.

— [Johann Puch] —

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Martin Krusche, Künstler, siehe: [link]