Wozu drum herumreden? Selbstverständlich war die Steyr-Daimler-Puch AG während des Zweiten Weltkrieges ein Rüstungskonzern, in dem Menschen schufteten, die sich das nicht ausgesucht hatten. Das Zweierwerk in Graz-Thondorf wurde gebaut, um Güter für die Kriegsmaschinerie der Nazi zu produzieren.
Es gibt keinen Grund zur Prüderie im Betrachten dieser Zusammenhänge. Darum ist dieses Thema derzeit auch Gegenstand einer Aufarbeitung, die der Vorstand von MAGNA Steyr unterstützt.
Dr. Erich Mayer hat die Aufgabe übernommen, diese Kooperation mit dem Johann Puch Museum Graz zu koordinieren. Er möchte den Zeitraum von 1938 bis 1950 ins Blickfeld rücken, also auch die Konsequenzen dieser Ära nach dem Zweiten Weltkrieg beleuchten.
MAGNA zeigt so Verantwortung dafür, daß ein Wissen um diese Dinge nicht verlischt. Es ist genauso greifbarer Teil der Werksgeschichte, wie jedes wesentliche Fahrzeug, das die Hallen verließ, und soll nicht ausgeblendet werden.
Außerdem nützt es dem Begreifen dessen, was der historische Ort ist, was man vor sich sieht; etwa beim Einser-Werk, wo heute das Museum eingerichtet ist. Ein Beispiel.
Der 1949er Puchsteg über die Mur, so die offizielle Datierung beim Steg, stammt nicht aus der Nachkriegszeit. Er wurde keineswegs zu Ehren von Altmeister Johann Puch erreichtet, sondern 1942, um den Zwangsarbeitern vom „Lager V“ (im Stadtteil Liebenau) den Arbeitsweg zu verkürzen.
Im „Austria-Forum“, einem wissenschaftlich begleiteten Internet-Projekt, sind einige dieser Zusammenhänge dargestellt: [link]
Wir befinden uns derzeit in der Vierten Industriellen Revolution, die unsere Arbeitswelt fundamental verändert. Um zu verstehen, was heute mit technisierten Gesellschaften passiert, nützt es, eine Ahnung zu haben, wie Mischkonzerne im 20. Jahrhundert funktioniert haben, in welchen Kräftespiele sie sich entfalteten.