Wieder ein Sommertag, an dem die 30 Grad-Marke schon geklingelt hat. Ich ging extra gegen Mittag raus, weil mir scheint, ich sollte mich für die nahe Zukunft mit solch brütender Hitze besser vertraut machen. Und wer ist schon da? Lächelnd: Jörg Painsipp, der eben von seiner Tagestour zurückkam.

Äußerst belastbar: Sportler Jörg Painsipp
Zu ihm hab ich vor fast 20 Jahren einmal notiert: „Mitte der 90er lernte er Alaska kennen. (Vorher war er zur Einstimmung auf dem Mont Blanc gewesen.) Ein extremes Land. Man könne sich gar nicht vorstellen, was ‚endlose Weite‘ wirklich bedeutet. Dort erlebt man es. 320 Kilometer Laufstrecke. Einsam. Alle nötige Ausrüstung auf einem kleinen Schlitten, den man mitzieht. Sogenannte ‚Selbstversorgerrennen‘ zieht Painsipp anderen vor. Mit Laufschuhen bei minus 25 Grad. Und dann ein Meniskusriß. Man muß ständig in Bewegung bleiben, um nicht völlig auszukühlen. Selbst wenn man im Schlafsack liegt. Nie stillhalten.“
Ist nun klar, weshalb der beim heutigen Wetter bloß lächelt? Und dann sprachen wir natürlich über sein Fahrrad. Das paßt zu den heute noch vorkommenden Erörterungen, weshalb wohl die Puchwerke den ganzen Zweiradbereich 1987 verkauft haben, wo doch bald darauf der Fahrradboom eingesetzt hat.

Fahrräder und Elektrofahrräder boomen übrigens derzeit enorm, verrät mir Painsipp, besonders im Lockdown fiele das auf. Aber Puch und die 1980er, die Kurzfassung: damals war die Waffenschmiede der SDPAG grade in den Miesen und hatte zu viel Zeugs auf Halde.
Kreisky fädelte einen Panzer-Deal mit Chile ein, der das geändert hätte. Dieser Deal platzte. Der Militärputsch unter General Pinochet hatte eine Situation herbeigeführt, in die das neutrale Österreich keine Waffen verkaufen durfte. Punkt.
Also Fahrräder. Was schafft es an Arbeitsplätzen, wenn man vor allem Komponenten zukauft und zusammenbaut? Ich hab mir das Fahrrad von Painsipp erläutern lassen. Von KTM kommt vor allem der Karbonrahmen. Sehr verwindungssteif, so daß von der Körperkraft des Mannes ein Maximum ans Hinterrad kommt. Aber dann!
Die ganze Schaltanlage, die Bremsen, die vorzüglichen Radnaben und so weiter, lauter zugekaufte Teile. Gute Zulieferer, stabile Lieferketten, das Marketing, ein Vertriebsnetz, Serviceeinrichtungen… Und was landet davon an Wertschöpfung in Asien, was bleibt im Land?

Sie wissen ja, Magna baut in Graz Autos, die was taugen. Wären Fahrräder grad ein gutes Geschäft, würde Magna vermutlich auch Fahrräder bauen. Du ganz unter uns: Industrie war schon vor hundert Jahren sehr komplex.
Dauernd wurden unprofitable Teile abgestoßen, um Platz für profitable Optionen zu schaffen, Klar geht es da um Profit. Und um Arbeitsplätze.