Albl Phönix

Mythos Puch: Rückblick

Falls Sie Mythos Puch II in Albersdorf versäumt haben, können Sie wenigstens eine Dokumentation im Internet nützen, um sich einen Eindruck zu verschaffen, was den Tag ausgemacht hat. Im Zentrum des Ereignisses stand ja die Darstellung von einem Jahrhundert Automobilgeschichte mit Originalfahrzeugen.

Der Alb Phönix von 1902 (Foto: Der Römer)

Der Alb Phönix von 1902 (Foto: Der Römer)

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Luchscheider, Graz

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, daß Nähmaschinen, Schreibmaschinen und Fahrräder auf mehreren Sinnebenen einen intensiven Zusammenhang haben? Könnten Sie sich heute im Graz des späten 19. Jahrhunderts umsehen, würde Ihnen auffallen, daß etliche Geschäfte mindestens zwei dieser Güter im gleichen Laden anbieten.

Daher war auch naheliegend, daß etliche dieser Häuser über Werkstätten verfügten, in denen die laufende Wartung von Nähmaschinen, Schreibmaschinen und Fahrrädern möglich war. Die Geräte und Werkzeuge dazu, aber auch das feinmechanische Geschick ist für alle gleichermaßen anwendbar und notwendig gewesen.

So ein Geschäft war die Firma Luchscheider. Das hat im Kern mit unseren Geschichten zu tun. Der tatendurstige und hoch begabte Handwerker Johann Puch war 1882 für seinen Militärdienst zum „Schweren Artillerieregiment Nr. 6“ nach Graz „assentiert“ worden. Seine Versetzung zum Artillerie-Ergänzungsdepot brachte ihm sehr wahrscheinlich Erfahrungen mit den Fahrrädern von Offizieren ein.

Das waren wohl vorerst noch Hochräder, von denen Puch schließlich nicht sehr viel hielt, weshalb es zu den niederen und stabileren „Safeties“ tendierte, die in Österreich gerade erst aufkamen. England war in jenen Tagen als Land der Fahrradproduktion dominant.

Im Jahr 1887 trat Puch als Werkführer in die Fahrradschlosserei von Luchscheider ein. Diesen Posten hatte er, bevor er bei Fahradfabrikant Benedict Albl an Bord ging, wo er wohl auch erste konkrete Berührungspunkte mit Grundlagen des Automobilbaus fand.

Der „Albl Phönix“ [link] von 1902 ist eine für diese Zeit typische Voiturette. Zur Erinnerung, Puch hatte seine erste Voiturette im Jahr 1900 am Schloßberg erproben lassen.

Die Firma Luchscheider [link] war in den Tagen Johann Puchs ihrerseits ein noch junges Unternehmen. 1880 gegründet, auf Nähmaschinen und Fahrräder spezialisiert. Dieser Betrieb besteht immer noch, ist heute in der fünften Generation erfolgreich. Es sind nach wie vor Nähmaschinen, aber auch Gartengeräte (Mäher etc.) und Haushaltsroboter, mit denen Nachfahre Martin Luchscheider handelt. Er war so freundlich uns einige Fotos aus dem Familienarchiv für diese Website zu überlassen.

Nähmaschinen, Schreibmaschinen und Fahrräder. Textilien, Texturen, Text und Mobilität, also geistige Beweglichkeit und individuelle Bewegungsfreiheit, Sie ahnen schon, da sind die Sinnzusammenhänge nicht nur technischer Natur.