Constantin Kiesling

Generationentreffen: Der erste Tag

Am frühen Vormittag des ersten Tages geht alles noch ruhig an. Es formiert sich eine erste Fahrzeug-Reihe auf dem Terrain des alten Einser-Werkes von Johann Puch. Kleine Erörterungen am Rande. Die Engländer, mit denen wir noch an einem Tisch sitzen werden, sagen „G-Wagen“. Bei den Deutschen heißt das, so höre ich, „G-Klasse“. Wir bleiben bei „Puch G“.

Das Aufkommen sollte sich im Lauf des Tages noch erheblich verdichten

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Glosse: Alles beginnt erst

Es war eine gesellige Eröffnung zu erleben. Ein quirliges Durcheinander von altgedienten Puchianern und neuen Neugierigen, kommunalen Kräften und Funktionstragenden, Festgästen und Schaulustigen, Verdienten und Verdienenden, bescheiden Lebenden und gut Situierten, also in Summe genau die Mischung, die über mehr als hundert Jahre das Publikum, die Kundschaft des Johann Puch und seiner technischen Nachfahren ausgemacht hat.

Freibier und gratis Würstel, plus einiger anderer Wohltaten...

Wer einst der Firma Steyr-Daimler-Puch AG durch Arbeit verbunden war, konnte sich überzeugen, daß die Leistungen dieser Ära nicht vergessen sind. Das hat ja auch einiges mit der Identität einzelner Personen zu tun, deren Kompetenzen den Lauf der Dinge geprägt haben.

Bei solchen Veranstaltungen sind auch energische Kritiker des Status quo zu treffen. Ich hatte, über eine Bratwurst mit (wunschgemäß) reichlich Senf und Ketchup gebeugt, gründlich Gelegenheit, mir anzuhören, was es an Einwänden gibt.

Unsere Herzen sind mächtige Wunschmaschinen. Es ist mitunter erstaunlich, welche Agenda dem Altmeister, nein, dem Geist des Altmeisters auferlegt werden. Doch unterm Strich gilt, daß manche Menschen Entscheidungen treffen und sich die Ärmel aufkrempeln, andere das Revisionsgschäft bevorzugen, das die Arbeit der Schwitzenden beurteilt. So sind wir eben, wir wissen meist besseres als wir tun.

Das war übrigens ein Tag, in dem das Schwitzen leicht fiel. Ich höre, es sei das heißeste Juni-Wochenenden seit wenigstens einem Jahrzehnt gewesen. (Wie bedauerlich, daß mein Führerschein nur sehr wenig vom gut gekühlten Freibier aushält.)

Dann gibt es noch so kuriose Momente wie den folgenden: Während ich noch allerhand Kritikpunkte anzuhören hatte, schneite Consti Kiesling vorbei. Den ausgewiesenen Haflinger-Experten [link] kenne ich nun schon so viele Jahre… NUR via Internet. Wir sind uns noch nie zuvor real begegnet, aber jetzt, bei dieser Eröffnung.

Gerhard Stiegler, Vorstandsmitglied von Magna Steyr (links), und Museumsleiter Karlheinz Rathkolb

Es war auch Gelegenheit, Gerhard Stiegler, Vorstandsmitglied von Magna Steyr, kurz um ein paar Klarheiten zu fragen, denn etliche Fans neigen zur Ansicht, das Johann Puch-Museum solle quasi als ein „Werksmuseum“ von Magna angelegt sein und dessen Boss tief in die Schatulle greifen lassen, um die Sache richtig zu machen. Welche Sache?

Ginge es nach etlichen Fans, es liefe vor allem auf ein Puch Fahrradmuseum hinaus, zuzüglich eines Puch Mopedmuseums. (Motorräder und Roller haben bisher kaum Kommentare verursacht.) Das wäre wohl ein Hauptereignis, ergänzt um die Puchschammerl und die Allrad-Ecke. Daß Artefakte aus der Lebenszeit des Altmeisters auch zu berücksichtigen wären, Puch starb ja 1914, ginge dann allerdings extrem ins Geld.

Fahrräder aus dem späten 19. Jahrhundert, Motorräder und Automobile aus dem frühen 20. Jahrhundert, sie alle sind sehr rar, also entsprechend hochpreisig. Sie merken schon, SO kann der Begriff „Johann Puch-Museum“ gar nicht gedeutet werden, schon gar nicht, wenn ein privater Verein die Sache trägt.

Stiegler lächelte angesichts solcher Vorstellungen und machte deutlich: „Warum sollten wir ein Puch-Museum errichten? Wir haben Frank.“

Das Argument will in Ruhe bedacht sein. Auch wenn man die Biographien von Puch und Stronach nicht direkt vergleichen kann, weil sie im Gesamtzusammenhang der Industrialisierung zwei völlig verschiedenen Zeitaltern angehören, so haben sie doch gemeinsam, daß sie als Handwerker aus ganz bescheidenen Verhältnissen begannen; Puch in der Untersteiermark, Stronach in der Oststeiermark.

Die Phantasie, Magna Steyr würde Puch quasi ein Mausoleum errichten, weil man einen der Nachfolgekonzerne, die Steyr-Daimler-Puch AG, übernommen habe, bleibt völlig unrealistisch. Aber davon demnächst mehr aus erster Hand.

Zum aktuellen Zustand des Museums kann man sicher sagen: Alles beginnt erst! Da sind Erfahrungen, da sind neue Ideen, da sind Möglichkeiten. Vielleicht werden da auch die Mittel sein, um einem Großteil dieser Ideen nachgehen zu können. Schauen wir einmal, dann seh’n wir schon…

— [Überblick] —