Halle P

Pausenplauderei

Wir haben vom 17. Dezember 2012 bis zum 25. Jänner 2013 geschlossen. Daher möchte ich Ihnen wenigstens im Internet ein paar Blicke ermöglichen, die Sie im neuen Jahr dann am realen Ort überprüfen können. Falls Sie das Museum an seinem derzeitigen Standort schon besucht haben, werden Sie die Halle erkennen können.

Sie können hier sehr gut erkennen, was von den heutigen Masten und der Dachkonstruktion dieser Halle vor rund hundert Jahren schon da war.

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Eröffnung

Die Eröffnung, genauer: Wiedereröffnung des Museums an seinem neuen Standort, war Teil eines mehrtägigen Veranstaltungsensembles.

+) Aviso

Feiertag: 30. Juni 2012
+) Die formelle Eröffnung
+) Glosse: Alles beginnt erst
+) Kräftespiele
+) Kontraste

Trainingstag: 1. Juli 2012
+) Spritztour
+) Aquaplaning
+) Sommerliche Rutschpartie

Vorlauf: 60 Jahre Puch-Roller: [link]
Vorlauf: Sonderpostamt: [link]

Die formelle Eröffnung

30. Juni 2012: Die Wiedereröffnung des Grazer Johann Puch-Museums am neuen Standort, der denkmalgeschützten „Halle P“ des vormaligen Einser-Werkes, brachte etliche altgediente Puchianer, Männer wie Frauen, auf dem historischen Terrain zusammen.

Auch Funktionstragende der Kommunalpolitik fanden sich ein, um diesen Zwischenstand zu begutachten. Zwischenstand deshalb, weil das Museum aufgrund seiner Konzeption work in progress ist, also in steter Veränderung begriffen.

Das ovale Frontemblem weist den Steyr-Puch 500 der ersten Produktionsphase aus

Als ein Ort, an dem unsere Mobilitätsgeschichte verhandelt und gezeigt wird, würdigt es zwar den Genius loci, Altmeister Johann Puch, geht aber weit über sein Tun hinaus. So reicht die Schau von frühen Fahrrädern über erste Automobile zu zukunftsweisenden Prototypen und Unikaten, beinhaltet aber auch Elemente von Raumfahrzeugen, die ins All deuten, also über den Planeten hinaus.

Dieses Projekt ist keine staatliche Einrichtung mit Kuratoren, wissenschaftlichem Personal, Haustechniker und Putzmannschaft. Es ist „Bottom up“ entstanden, von der Basis engagierter Bürgerinnen und Bürger her; nicht wenige davon früher im Puchwerk, genauer: bei der Steyr-Daimler-Puch AG tätig.

Ein großer Teil der gezeigten Objekte stammt aus privatem Besitz, einige der Leihgaben kommen von Betrieben, einschlägigen Unternehmen.

Von links: Gerhard Stiegler, Karlheinz Rathkolb und Peter Piffl-Perčević

Das Trio im Kreis all der Leute, welche dieses Museum möglich gemacht haben, symbolisiert den Modus. Karlheinz Rathkolb (Mitte) repräsentiert den privaten Verein, der Träger des Museums ist. MAGNA-Vorstand Gerhard Stiegler (links) steht für Wirtschaftstreibende, deren Sponsorleistungen den laufenden Betrieb sichern. Peter Piffl-Perčević (rechts) vertritt hier die öffentliche Hand, deren kulturelle Agenda Beiträge zum Museumsbetrieb nahelegen.

Konzepte und Einzelstücke: Der Mila Alpin Pure von Magna Steyr zitiert in der Frontpartie den Steyr-Puch Haflinger in seiner Amerika-Ausführung.

Eines der großen Themen seit über hundert Jahren ist die individuelle Mobilität durch Kraftfahrzeuge. Das war bis nach dem Zweiten Weltkrieg einer gut situierten Minorität vorbehalten. Im Grazer Museum können Sie sich ansehen, wie es zum heutigen Stand der Dinge kam und wohin das eventuell weist…

— [Übersicht] —

Wem gehört das Johann Puch-Museum?

Wenn sie die „Halle P“ betreten („P“ steht für „Pinzgauer“, also für eine Kategorie jenseits von Pionier Johann Puch), dann erleben sie eine zeitgemäße Kombination von privater Initiative, staatlicher Förderung und Sponsoring aus der heimischen Wirtschaft.

Das Johann Puch-Museum ist Ausdruck jenes „Bottom up-Prinzips“, wie es oft erwähnt, aber noch eher selten praktiziert wird. Das hat mit der Idee von „Bürgerbeteiligung“ zu tun, was in diesem Fall bedeutet:
+) Die Initiative geht von Privatpersonen aus,
+) ein gemeinnütziger Verein hat die Trägerschaft,
+) Konzept und Umsetzung sind von einer Art,
+) daß der Staat das Vorhaben mitträgt,
+) hier vor allem die Stadt Graz und das Land Steiermark,
+) das Ergebnis dieser Bemühungen überzeugt auch Geschäftsleute,
+) so daß etwa Magna Steyr und andere als Sponsoren aktiv werden.

Die Hauptleistungen zur Existenz des Museums erfolgen im Ehrenamt, das heißt, die unbezahlte Arbeit engagierter Menschen ist ein wichtiges Fundament des Hauses.

Die Puch Voiturette ist eine Leihgabe von Magna Steyr

So ergibt sich in Summe eine Einrichtung, welche der Zeitgeschichte und der Mobilitätsgeschichte gewidmet ist. Angelpunkt dieser Darstellungen ist die historische Persönlichkeit Johann Puch. So zeigen sich ganz spezielle Bezugspunkte zur Steiermark, zugleich eine internationale Relevanz; und zwar gleichermaßen der historischen Dimensionen wie der Gegenwart.

Das meint: Was hier geleistet wurde, hat nun rund hundert Jahre weit über die Landesgrenzen hinaus Wirkung gezeigt und Bedeutung erlangt.

Das ist übrigens so faszinierend an der Symbolfigur Johann Puch. Er hat zwar keine zwanzig Jahre des vorigen Jahrhunderts erlebt, welches zum Jahrhundert der Volksmobilität wurde, aber sein Tun war so grundlegend und folgenreich, daß landläufig auch die Folgeprojekte mit ihm assoziiert werden.

Weder die Steyr-Daimler-Puch AG noch Magna Steyr stehen in direkter Verbindung mit dem Altmeister, doch sie schreiben gewissermaßen in die Gegenwart fort, was er verkörpert hat.

Zur Trägerschaft des Museums sehen Sie bitte das Impressum nach: [link] Die dort angeführte ZVR-Zahl 924111394 verweist auf das öffentliche Zentralregister des Innenministeriums, wo man sich jederzeit über den Status quo informieren kann: [link]

Tageslosung: Hochglanz

In den letzten Tagen hab ich erstmals begriffen, was „Museum“ AUCH bedeutet: putzen. Endlos putzen. In diesem Fall Autos putzen, Motorräder und Mopeds putzen, Fahrräder putzen. Ich hab es am Schreibtsich sehr viel leichter. Da will zwar auch gelegentlich geputzt werden, aber das hält sich doch sehr in Grenzen.

Rangiert wird von Hand und in Handschuhen: Der Alpenwagen

Gestern kamen die bedeutendsten Leihgaben von Magna Steyr in der „Halle P“ an, die Voiturette und der „Alpenwagen“. Es gibt sensationellere Stücke von Magna; etwa die Karosse des neuen Flügeltürers (SLS) oder ein Aston Martin-Häusel. Aber die alten Fahrzeuge sind so rar, da muß man die Gelegenheit schon nutzen, sonst sind sie lange nicht mehr öffentlich zu sehen. Und sie tragen eine Bedeutung in der Automobilgeschichte, das wird noch ausführlicher zu erzählen sein.

Danach werden die Fahrzeuge zur Entlastung der Räder aufgebockt: Die Voiturette

Auf jeden Fall, ich hab es an anderer Stelle schon erwähnt, der „Alpenwagen“ wurde hier, in eben dieser Halle gebaut; da fehlen jetzt bloß noch zwei Jahre auf den Hunderter. Das ist ja genau genommen ein atemberaubender Zeitraum. Was wissen wir denn über Menschen, die hier vor hundert Jahren gearbeitet, gelebt haben? Was bewegte sie? Was dachten sie? Wir wissen nichts. Wir können bloß an solchen Artefakten sehen, WAS sie gemacht haben…

Menschliche Fingerabdrücke haften enorm; sehr zum Leidwesen von Übeltätern. Hat man sie auf Hochglanzfotos, gehen sie nur mehr mit der Drahtbürste weg, anders nicht. Messing, Lackflächen, glatte Hölzer… Voiturette und „Alpenwagen“ werden also bloß mit Samthandschuhen angefaßt. Sonst geht die Putzerei gleich wieder von vorne los.

Nach dem Kombi muß man sich schon umsehen: Steyr-Puch 700

Doch auch weniger prominente Fahrzeuge haben ihren Reiz. Wie oft bekommen Sie denn einen 700er zu sehen? Der Puch-Kombi taucht im Alltag kaum noch auf und ist auch bei Klassiker-Treffen seltener als die Ferraris oder Jaguare. (Das Verhältnis XK 150 zu Puch 700 wird wohl kaum unter 10 zu 1 kommen.)

Karlheinz Rathkolb: Willkommen!

Liebe Freundinnenn und Freunde des Johann Puch-Museums!

Am 27. Juni 2012 feiern wir den 150. Geburtstag von Johann Puch. Dazu ist für mich ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen, was Sie vielleicht auch freuen wird. Nach mehreren Anläufen und einigen Jahren Ringen um diese Möglichkeit ist das Johann Puch-Museum jetzt in der denkmalgeschützten „Halle P“ auf dem Terrain des früheren „Einser-Werkes“ untergebracht.

Das älteste Rad aus der Ära Puch im Museum, ein "Niederrad" aus dem Jahre 1889 (im Besitz des Hauses Edegger-Tax)

Das bedeutet, wir befinden uns in einer Halle, die ab 1908 in Etappen erbaut wurde und noch heute in ihrer Substanz authentisch dasteht. In dieser Halle, wo der „Alpenwagen“, den wir nun wieder hier haben, hergestellt wurde, ist der Altmeister persönlich zugegen gewesen.

• Am Mittwoch, dem 27. Juni 2012, gibt es am neuen Standort von 10:00 bis 17:00 Uhr ein Sonderpostamt mit der Präsentation einer Sondermarke der Österreichischen Post AG, die Johann Puch in der Blüte seiner Jahre zeigt.

• Am Samstag, dem 30. Juni 2012, gibt es ab 18:00 Uhr ein Abendprogramm mit der offiziellen Eröffnung des neu gestalteten Museums. Sie werden neben dem „Alpenwagen“ von 1919 auch die Puch „Voiturette“ von 1906 sehen können; und das älteste bekannte Fahrrad von Puch, ein wunderbar puristisches Niederrad von 1889.

• Am Sonntag, dem 1. Juli 2012, gönnen wir uns von 9:00 bis 13:00 Uhr eine gemeinsame Ausfahrt in das ARBÖ Fahrsicherheitszentrum in Ludersdorf (bei Gleisdorf). Wer sich zeitgerecht anmeldet, kann diese Anlage kostenlos nutzen. [Anmeldung]

Alle Details finden Sie auf unserer neuen Website unter: [link] Ich lade Sie herzlich ein, diese Tage mit uns gemeinsam zu genießen.

Ihr
Karlheinz Rathkolb

P.S.:
Es gibt davor übrigens eine kleine „Aufwärmrunde“. Am Samstag, dem 23. Juni 2012, treffen sich ab 9:30 Uhr Reiselustige vor dem Museum, um in einer kleinen Ausfahrt das Jubiläumstreffen „60 Jahre Puch-Roller“ zu zelebrieren.

 

Die Halle P

Von den frühen Betrieben des Fabrikanten Johann Puch ist kaum Bildmaterial verfügbar. Er starb 1914. Zum Glück für uns war er ein sehr inspirierter Werbestratege und konsequenter Öffentlichkeitsarbeiter, was im Betrieb auch nach seinem Tod weiter gepfelgt wurde. So können wir aus den Werbesujets allerhand interessante Eindrücke gewinnen.

Diese Werksansicht verdanken wir einem Inserat (Für die große Ansicht bitte anklicken!)

Am 4. April 1915 erschien in der „Allgemeinen Automobil-Zeitung“ auf Seite 7 ein Inserat der Puchwerke AG Graz. Es zeigt ein voll ausgebautes „Einser-Werk“, auf dem im Vordergrund jene Halle zu erkennen ist, in der sich neuerdings das „Johann Puch-Museum“ befindet. Die Bezeichnung „Halle P“ stammt allerdings aus jüngerer Zeit, denn hier waren die Steyr-Puch „Pinzgauer“ zuhause, bis ihre Produktion nach England verlegt wurde.

Das Inserat vom April 1915

Unübersehbar: Diese Halle war in der Blütezeit des Werkes sehr viel länger. Sie endet heute etwa bei jenem auffälligen Knick, vor dem sich derzeit ein markanter Kreisverkehr befindet. Die ganze Anlage rechts (südlich) davon ist Geschichte.

Was nun die Daten angeht, ist noch kein Konsens auf dem Tisch. Mit dem Bau der Halle wurde wohl 1908 begonnen. Peter Piffl-Percevic betont: „Auf den Fakturen von 1913 ist die Halle noch nicht zu finden, 1915 ist sie in den Büchern.“ Das bekräftigt offenbar dieses Inserat.

Der Puch "Alpenwagen" von 1919

Übrigens! Der Puch „Alpenwagen“ von 1919 mit dem damals so modischen Spitzkühler, ein Puch Typ XII, den Sie bei der Eröffnung werden sehen können, wurde in eben dieser Halle gebaut.