Die Signatur nennt das Jahr 1986. Damals wurde der Sechsmillionste VW-Transporter gefeiert. Das Jahr davor hatte man in Graz den Syncro vom Band gelassen. Diese Allrad-T3 finden Sie heute noch im Alltag auf unseren Straßen, wo sie einerseits als Camper überlebt haben, andrerseits in ihren verschiedenen Varianten von Liebhabern neu auf Stand gebracht wurden.
Heribert Lanzer
Fachsimpeln
Es gibt auch privatere Gelegenheiten zum Wissensaustausch, aber es nützt, wenn ab und zu größere Anlässe dazu führen, daß Menschen zusammenkommen, denen das Thema Puch & Co. ein Anliegen ist. So ein Anlaß war das Sonderpostamt, mit dem am 27. Juni 2012 der 150. Geburtstag von Johann Puch in Graz einen besonderen Akzent erhielt.
Das war etwa Gelegenheit, mit dem Ingenieur Heribert Lanzer zu plaudern, der dem Syncro-Bus den effizienten Allradantrieb beigebracht hat. Oder mit Mechaniker Ferdinand „Fredi“ Thaler, der einst völlig überladene Puch G so adaptiert hat, daß sie Paris-Dakar machen konnten, ohne niederzubrechen.
Das besondere Datum nützten auch Gäste aus Slowenien mit speziellem Puch-Bezug, um auf dem Terrain des vormaligen Einser-Werkes vorbeizuschauen. Das Trio gehört der “Društvo rojaka Janeza Puha“ an: [link] Janez Puh ist der ursprüngliche Name des Untersteirers Puch, der zwar österreichischer Staatsbürger, aber ethnischer Slowene war.
Die Herren Vlado Slodnjak, Janez Toplak und Avgust Weingartner bekennen in ihrem Auftreten deutlich Flagge in den Farben Weiß-Grün. Der Klub, dem sie angehören, betreut in Juršinci eine Gedenkstätte: „Nach dem Brand im Juli 2004 ist es dem Verein gelungen, mit freiwilligen Arbeit seiner Mitglieder und mit grosser Hilfe der Sponsoren, das komplette Museum zu wieder aufzubauen, diesmal mit Anbau, der Platz für viele weiter Exponate verspricht.“

Horst Suschnik (links) mit Franz Tantscher, dem vormaligen Mechaniker von Motcross-Weltmeister Harry Everts
Nicht zu vergessen Horst Suschnik vom ASV Puch – Sektion Philatelie, der von erstaunlichen Sammelstücken zu erzählen weiß. Zum Beispiel von einem Autogramm des Fliegers Anatol Renner (Lufstschiff Estaric mit Puch-Motor) oder über einen Führerschein aus dem Jahr 1924, in dem ein Puch 16/18 eingetragen ist.
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Wen repräsentiert das Johann Puch-Museum?
Mit dieser Frage meine ich nun nicht den Altmeister und seinesgleichen, sondern jene Menschen, die heute das Museum inhaltlich ermöglichen. Das sind einerseits ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Werken. Das sind andrerseits Sammler und Enthusiasten. Das sind überdies Menschen, denen das Thema aus diesem oder jenem Grund zur Liebhaberei geworden ist.
Das meint zum Beispiel sachkundige Personen wie den Techniker Heribert Lanzer, einst „Leiter Vorentwicklung“ und so etwa einer der Väter des VW T3 Syncro (genauer: Typ 2 T3), also des VW-Bus in der Allrad-Version.
Das meint aber auch tatkräftige Menschen wie Annemarie Tantscher, die ich hier schon an der schönen Puch 220 gezeigt habe: [link] Das meint überdies Sammler und Leihgeber, wie etwa den aktiven Puch-Piloten Peter Piffl-Perčević, welcher eines der authentischen Rennfahrzeuge von Johannes Ortner noch fleißig bewegt.
Piffl-Perčević ist ein Beispiel jener Enthusiasten, auf die das Museum für seinen Bestand angewiesen ist. Er befaßt sich auch sehr mit dem Werdegang dieses Projektes.
Piffl-Perčević schreibt: „In der Gemeinderatssitzung vom 13. Jänner 2012 wurde über Antrag unseres Bürgermeisters, Herrn Mag. Siegfried Nagl, beschlossen, diese ‚Halle P’ durch die Stadt Graz anzumieten und den Verein Johann Puch Museum mit dem Betrieb des Museums zu betrauen. MAGNA STEYR übernimmt im Rahmen eines Sponsoringvertrages die sonstigen Infrastrukturkosten und unterstützt das Projekt somit maßgeblich. Das Museum ist an seinem Zielort angelangt. Mit 30. Juni d. J. wird der Besucherbetrieb dort aufgenommen. Eine Vision wurde gerade im Jahr des 150 Geburtstages von Johann Puch wahr.“
Unter der Überschrift „Vergangenheit trifft Zukunft“ schreibt Piffl-Perčević:
„Das Puch-Museum und das gesamte Areal des seinerzeitigen Einser-Werkes ist heute Teil des Innovationsparks Puchstraße. Das Puch-Museum trifft sich hier auf diesem historischen Areal mit der MAGNA STEYR Weltraumtechnik und damit mit unserer Zukunft. Die Treibstoffleitungen der europäischen Ariane-Rakete werden ebenfalls in der Puchstraße gefertigt und sind hier im Museum zu bestaunen.“
Piffl-Perčević sieht Johann Puch als einen Vorreiter und verweist auf die Gegenwart, in welcher einige hochkarätige Kräfte gewissermaßen auf der Höhe der Zeit repräsentieren, was Puch, jener Pionier unserer Mobilitätsgeschichte, seinerzeit verkörpert hat.

Auch Unternehmer Helmut List hat beigetragen, steirische Kompetenz in der Automobilentwicklung weltweit zu einem Begriff zu machen.
Da heißt es bei Piffl-Perčević:
„Die Automobilpioniere der heutigen Zeit für Graz sind Prof. Dr. Dr.h.c. Hans und Prof. Dipl.-Ing. Dr.h.c. Helmut List, AVL-List, (weltweit größtes markenunabhängiges Motorenentwicklungs-Unternehmen) sowie ‚unser’ austrokanadischer MAGNA-Gründer Frank Stronach. Das Puch-Museum, getragen von der Stadt Graz und gefördert durch das Land Steiermark bzw. maßgeblich unterstützt durch MAGNA STEYR, erfüllt damit ganz sicher eine unverzichtbare Aufgabe für Graz, die Hauptstadt des heutigen und zukünftigen steirischen Automobilstandortes.“