Niederrad

Heute: Das Niederrad

Heute können Sie ab 15:00 Uhr im Museum jene jungen Leute treffen, die das Niederrad aus dem Jahr 1889 vermessen und nachgebaut haben. Anja Donolo, Elisabeth Schreck und Alexander Steinbauer werden ihre Arbeit präsentieren und die beiden Fahrzeuge, Original und Replik, gemeinsam zeigen.

Vermessen, zeichnen, nachbauen: Das Niederrad von 1889

Mittwoch, 3. Juli 2013
15:00 Uhr
Johann Puch-Museum Graz
(Ein Projekt der HTBLA Weiz)

Fahrzeug: Niederrad („Safety“) von 1889, Ära Puch

Wenn wir auf der neuen Museums-Website den Fahrzeugbereich aufblättern, ist es sehr passend, daß das erste einspurige Fahrzeug dieses ist; nämlich ein Niederrad („Safety“) von etwa 1889, also aus jenen Tagen, da Puch seine Karriere in Graz voranbrachte.

Es ist eines der ältesten Fahrräder, welches man in der Steiermark noch aus der Nähe sehen kann… Falls man Gelegenheit dazu bekommt, denn es befindet sich in Privatbesitz der Familie Edegger-Tax.

Museums-Leiter Karlheinz Rathkolb (links) und Mechaniker Franz Tantscher bereiten die Rarität für die Eröffnungsausstellung vor

Zur Herkunft heißt es: Das exquisite Stück ist eines von zehn Exemplaren, welches seinerzeit für die Zustelldienste von der Bäckerei angekauft wurden. Der Rest der Räder dürfte im Arbeitsalltag der Bäcker-Burschen verschlissen worden sein, dieses aber geriet in irgend einem Winkel in Vergessenheit.

Eine schöne Geschichte, aber kaum stichhaltig, weil wir hier eigentlich ein Kinderrad sehen. Eine andere Geschichte nennt einen Antiquitätenhändler, der es aus Polen beschafft haben soll. Weitere Geschichten werden noch zu erfahren sein.

Zu jener Zeit war England maßgeblich und stilprägend, was die neuen Fahrradformen anging. Wie das „Waffenrad“ aus Steyr waren quer durch Europa viele neue „Sicherheitsfahrräder“ („Safeties“) meist Lizenzbauten britischer Vorbilder.

Um beim genannten Beispiel zu bleiben: Das bei uns heute noch so populäre „Waffenrad“ ist historisch die Lizenzversion des „Swift“-Fahrrades der „Coventry Machinists Co.“ Auch die sehr verbreiteten „Dutchbikes“/“City-Bikes“ gehen auf britische „Roadster“ zurück.

Zurück zu jenem von Edegger-Tax. Die Besonderheit des Fahrzeuges: Es markiert den Umbruch von den sehr teuren und ebenso gefährlichen, weil sturzanfälligen „Hochrädern“ zu den modernen „Sicherheitsrädern“, die in der Folge zu einem Hauptereignis des individuellen Massenverkehrs werden konnten.

Tretkurbel und Hinterrad sind fix verbunden, links an der Nabe der kleine "Teller", ein "Fußraster". Die "Spurstange" rechts hat am vorderen Ende ein Gewinde, wodurch wohl die Kette gespannt werden kann.

Das Hinterrad ist ohne „Freilauf“, die Tretkurbel rotierte also immer mit dem Rad mit. Man sieht auf der linken Seite der Achse einen kleinen „Fußraster“ hervorlugen, auf dem wenigstens ein Fuß ruhen konnte, falls es gerade flott dahin ging.

Die schlanken Vollgummireifen waren damals sicher schon ein Fortschritt an Komfort und die große Karbid-Lampe ergab eine wichtige Sicherheitseirichtung; etwa um in Dämmerung und Dunkelheit gesehen zu werden. Bedenken Sie, die Menschen waren damals auf den Straßen noch nicht mit dem Tempo vertraut, das ein Bursche in guter Kondition auf so einem Rad erreichen konnte.

Das Fahrrad ist in faszinierendem Originalzustand

Autos waren damals noch kaum bekannt, Pferdefuhrwerke und Straßenbahnen repräsentierten ein anderes Geschwindigkeits-Universum. Es war durchaus üblich, unterm Gehen die Zeitung zu lesen oder sonst wie vom Verkehrsfluß abgelenkt zu sein. Da kam es mit den neuen „Rasern“ öfter zu Kollisionen und zu heftigen Streitigkeiten auf der Straße.

— [Fahrzeuge] —

Karlheinz Rathkolb: Willkommen!

Liebe Freundinnenn und Freunde des Johann Puch-Museums!

Am 27. Juni 2012 feiern wir den 150. Geburtstag von Johann Puch. Dazu ist für mich ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen, was Sie vielleicht auch freuen wird. Nach mehreren Anläufen und einigen Jahren Ringen um diese Möglichkeit ist das Johann Puch-Museum jetzt in der denkmalgeschützten „Halle P“ auf dem Terrain des früheren „Einser-Werkes“ untergebracht.

Das älteste Rad aus der Ära Puch im Museum, ein "Niederrad" aus dem Jahre 1889 (im Besitz des Hauses Edegger-Tax)

Das bedeutet, wir befinden uns in einer Halle, die ab 1908 in Etappen erbaut wurde und noch heute in ihrer Substanz authentisch dasteht. In dieser Halle, wo der „Alpenwagen“, den wir nun wieder hier haben, hergestellt wurde, ist der Altmeister persönlich zugegen gewesen.

• Am Mittwoch, dem 27. Juni 2012, gibt es am neuen Standort von 10:00 bis 17:00 Uhr ein Sonderpostamt mit der Präsentation einer Sondermarke der Österreichischen Post AG, die Johann Puch in der Blüte seiner Jahre zeigt.

• Am Samstag, dem 30. Juni 2012, gibt es ab 18:00 Uhr ein Abendprogramm mit der offiziellen Eröffnung des neu gestalteten Museums. Sie werden neben dem „Alpenwagen“ von 1919 auch die Puch „Voiturette“ von 1906 sehen können; und das älteste bekannte Fahrrad von Puch, ein wunderbar puristisches Niederrad von 1889.

• Am Sonntag, dem 1. Juli 2012, gönnen wir uns von 9:00 bis 13:00 Uhr eine gemeinsame Ausfahrt in das ARBÖ Fahrsicherheitszentrum in Ludersdorf (bei Gleisdorf). Wer sich zeitgerecht anmeldet, kann diese Anlage kostenlos nutzen. [Anmeldung]

Alle Details finden Sie auf unserer neuen Website unter: [link] Ich lade Sie herzlich ein, diese Tage mit uns gemeinsam zu genießen.

Ihr
Karlheinz Rathkolb

P.S.:
Es gibt davor übrigens eine kleine „Aufwärmrunde“. Am Samstag, dem 23. Juni 2012, treffen sich ab 9:30 Uhr Reiselustige vor dem Museum, um in einer kleinen Ausfahrt das Jubiläumstreffen „60 Jahre Puch-Roller“ zu zelebrieren.