Schreibt man „Das Pucherl“ amtlich aus, dann steht da plötzlich „Steyr-Puch 500 Mod. Fiat“, erzeugt von der Steyr-Daimler-Puch AG. Da kommen jetzt gleich vier Automarken vor. Wieso denn? Und ist Daimler nicht irgendwie ein Jaguar? Und ist Steyr nicht ein Traktor?
Pucherl
Ein Klagelied… voll Zuversicht
Als Sekretär dieser Einrichtung ist mir zwar kein Dienst-Eid auferlegt, auch keine strikte Verschwiegenheitspflicht verordnet, aber Diskretion darf erwartet werden. Deshalb muß ich die folgende Nachricht anonymisieren.
Sie werden vermutlich nachvollziehen können, was diesen tapferen Puchianer bewegt, dessen gesamtfamiliärer Fuhrpark eine kleine Herausforderung darstellt: „Bin grad schwer mitgenommen. Drei von vier Autos sind hin. Okay, ich versteh schon, dass das Jammern auf hohem Niveau ist aber, schluchz! — es nimmt einen halt mit.“
Kommen wir zum Kern der Nachricht:
„Das Pucherl! Ich bring es kaum über die Lippen, es hängt beim Mechaniker am Tropf — nur zum Pickerl, quasi zur Vorsorgeuntersuchung simma hingefahren. Und prompt hat er was gefunden. ‚Er verliert kein Öl, hab ich gemeint, er markiert nur sein Revier!’ Aber das hat nicht gegolten. Und jetzt? HINTEN ALLES LEER! Und dann find einmal einen neuen Auspuff! Ich hab meine Spezis losgeschickt. Einer hat statt einem Auspuff Scheiben angeschleppt und wir haben uns beim Kaffee gegenseitig Mut zugesprochen.
Und der Andere hat mir gleich eine Monte Carlo-Anlage dahergezaht, die wird jetzt einmal eingebaut, bis wir das gscheite Trumm kriegen, Motto: ‚Mitten in Dröhnland’. Wird dann wohl nicht ohne Wheelie abgehen. Kosten? So was fragt man nicht. Ich weiss es Gott sei dank auch nicht. Wenn das alles wär. Aber…“
Nach einigen weiteren, sehr emotionalen Momenten notierte der Puchianer (resigniert? zuversichtlich?), bevor er Grußworte anführte:
„Ich stell grad fest, dass ich irr geworden bin.“
Wir empfehlen: Dagegen hilft eventuell ein Kanderl Oberöl, vor dem Mittagessen eingenommen.
Fahrzeuge: Immer dem Bug nach
Ein Auftakt
Selbstverständlich haben Puch-Schammerl auch einen Retourgang, manchmal braucht man den. Aber am liebsten pfeifen sie doch vorwärts und wie der Wind um die nächsten Ecken. Deshalb ist es vielleicht sinnvoll, diese Leiste der Website mit einer kleinen Schau der Front-Embleme zu beginnen, obwohl manche Leute vom Pucherl vor allem den Auspuff zu sehen bekommen. (Kleiner Scherz! Schnell zu sein ist ja nicht alles.)
Als der 500er im Jahr 1957 auf den Markt kam, zierte den Bug ein ovales Emblem. Raten wir: Damit es mit dem „Wappen“ des Fiat Nuova 500 nicht zu verwechseln sei? Dieses Schild bekam im Vorbeigehen den etwas abschätzigen Spitznamen Kanaldeckel. (Wir wollen ovale Kanalschächte nicht grundsätzlich ausschließen.)
Kurz darauf, nämlich 1959, kam mit der neuen Stahldach-Versionen 500 D das Emblem, von dem wohl die meisten wissen, die ein Pucherl auf der Straße noch erkennen, der „Vogel“ oder, mit größerer Geste, der „Adler“. Ganz unter uns, das war Noblesse, denn bei 19,8 PS Motorkraft lastet die stolze Applikation durchaus auf dem Gewicht-Leistungs-Verhältnis des Wagens. Aber ich meine, es ist eine gelungene Arbeit, weil völlig unverkennbar.
Dem kantigern 126er, mit dem dieser Teil der Puch-Story endete, kann man durchaus vorwerfen, daß er seine Herkunft dezent herunterspielte. Den Bug des „Peglica“, so sein Spitznamen bei unseren südslawischen Nachbarn = „Kleines Bügeleisen“, zierte bei uns das Fiat-Logo. Damit werden wir uns hier, an dieser Stelle, nicht weiter aufhalten.
Dann wären da noch einige Sonderformen, denen amtliches Siegel fehlt. Ich tippe auf private Initiativen. Zwei davon sind momentan im Grazer Puch-Museum zu sehn. Ein „gestutzter Vogel“, dem nicht die Flugkraft gekürzt werden sollte, sondern die Sehkraft erhöht. Ein Pianist würde sagen: „Stutzflügel“. Der offensichtliche Zweck: Platz für Zusatzscheinwerfer, um jede Art von Trübheit und Finsternis zu durchschneiden.
Noch minimalistischer ist die Reduktion auf den Kernbereich Steyr und Puch, wie wir das etwa vom Haflinger kennen. Das kann dann auf dem Bug auf so kecke Knöpfchen hinauslaufen.
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