Das Puchschammerl teilt mit dem Fiat Nuova 500 nicht bloß einige Karosseriebleche. Diese beiden Fahrzeuge (plus der Fiat 600 mit seinen Derivaten) sind Meilensteine der europäischen Volksmotorisierung nach dem Zweiten Weltkrieg.
Europas Mobilitätsgeschichte verlief diesbezüglich grundlegend anders als die amerikanische. Bei uns waren Automobile für breitere Bevölkerungskreise erst in der Zweiten Republik erschwinglich.
Dabei begann das Jahrhundert mit atemberaubenden Anteilen österreichischer Kräfte in der Automobilentwicklung. Aber der Erste Weltkrieg war von den Habsburgern über weite Strecken mit Kriegsanleihen finanziert worden, die nie mehr zurückgezahlt wurden.
So verlor das Gros einer gut situierten Mittelschicht ihr Vermögen und die heimische Automobilbranche zahlungskräftige Kundschaft.
Das ist einer von mehreren Gründen, warum die industrielle und ökonomische Entwicklung bei uns recht lange keine preiswerten Autos zuließ, während die Massenmotorisierung der amerikanischen Bevölkerung schon enorme Sprünge gemacht hatte.
In dieser Entwicklung findet das Pucherl seinen besonderen Platz, auch wenn es in der gesamten Automobilgeschichte nicht den großen Glanz anderer Konstruktionen erlangte.
Doch wie war es denn überhaupt zu jenen Entwicklungen gekommen, die das Automobil ermöglichten? Diese Prozesse liefen unter anderem über die Erfindung des Fahrrades. Damit ist auf das zweite Jubiläum des 2017er Jahres verwiesen, denn der Forstbeamte Karl Drais hat sein schließlich legendär gewordenes Laufrad im Jahr 1817 vorgestellt.
Da runden sich also gerade 200 Jahre des Geschehens. Darauf hat die Radlobby Argus Steiermark heuer in Graz schon verwiesen, als am 1. Jänner 2017 ein Nachbau des Laufrades stilgerecht ausgeführt wurde: [link]
Diese Erfindung verweist übrigens auf das große Pferdesterben und die Hungersnöte jener Tage, als dem Ausbruch des balinesischen Tambora ein „vulkanischer Winter“ folgte, eine Klimakatastrophe, von der auch Europa hart getroffen wurde.
Damit begann das Ende einer über fünftausend Jahre dauernden Geschichte vorherrschender Pferdekraft, in welcher der lebendige „Hafermotor“ die Welt der Mobilität dominiert hat. Mit diesem Ende des „Kentaurischen Paktes“ entfaltet sich die Zeit der Kraftfahrzeuge, die bei uns mit dem Puchschammerl ihre Ikone der heimischen Volksmotorisierung hat.
Lesen Sie im Austria-Forum eine Zusammenfassung dieses Teils der Geschichte: „Herr Turner und die Temeraire“ [link]