April, April!

Ich hatte gestern auf Facebook eine bedauerliche Meldung „geteilt“, von der ich dann freilich auf zweiten Blick annehmen wollte, daß sie ein klassischer Aprilscherz sei. Bei „Steyr in historischen Aufnahmen“ [link] stand in lapidaren Worten:

Liebe Freunde,

aufgrund der Tatsache, dass ich beruflich sehr eingespannt bin udn auch keine Lust mehr habe, diese Seite weiterhin zu pflegen, werde ich sie beenden und sie zu mittag vom Netz nehmen.

War eine tolle Zeit, mit Euch dieses Projekt zu leiten und wünsche Euch alles Gute für die Zukunft
Michael

Eine beeindruckende Bildersammlung, eine Abonnenten-Schar von bisher 3.456 Menschen, das kann doch nicht enden, weil bei jemandem der Arbeitsstreß hochgegangen ist!

Warum ich das vermute?

Na, weil ich selbst oft sehr viel mehr Arbeit habe, als ich ohne zu ächzen schaffen kann. Aber deswegen würde ich genau diese Themen und die Arbeit daran nicht aufgeben, denn hier gehe ich ganz meinem Vergnügen nach und finde auch immer wieder Kontakt zu engagierten Enthusiasten, die sich ebenfalls mit der Historie der Steyr-Daimler-Puch AG befassen.

Wie um eben diese Annahme zu bekräftigen, zu illustrieren, fand ich heute eine bemerkenswerte Reaktion auf unserer Leiste vor. Rudolf Mandorfer, Geschäftsführer von STEYR MOTORS, schrieb uns:

Hallo STEYR DAIMLER PUCH,
das wäre SUPER SCHADE so eine Seite aufzugeben!

Können wir da nicht eine – vielleicht gemeinsame – Lösung finden?

Ich komme gerade wieder einmal in’s Heimatland zurück und würde mich freuen, heute nachmittag darüber zu reden
STEYR MOTORS GmbH
Rudolf Mandorfer, CEO

Mandorfer steht nun nicht nur in der Tradition einer Jahrhundertgeschichte Österreichs, die eben der einstige Mischkonzern repräsentiert, er markiert in unserer Gegenwart eine interessante Position. In einem Interview aus dem Vorjahr sagte Mandorfer zum Beispiel:

„Ich würde alles tun, um den Leuten bewusst zu machen, in welchem Wettbewerb wir als Kulturland und Volkswirtschaft stehen. Den wenigsten ist bewusst, dass wir uns heute anstrengen müssen, um unseren Wohlstand auch nur zu halten. Viele Menschen im Land glauben, dass das, was von unseren Eltern erarbeitet wurde, ‚eh so bleibt’. Aber weder unsere saubere Umwelt noch unsere Infrastruktur gibt es umsonst.“ [Quelle]

Rudolf Mandorfer auf "nachrichten.at"

Ich behaupte dazu: Wir sind alle von den Erfolgsgeschichten Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg ein wenig verwöhnt. Um das Erreichte möglichst zu erhalten, sind wir nicht nur im Bereich herkömmlicher Arbeitsleistungen gefordert.

Das ist auch inhaltlich anspruchsvoll. In der Frage hängen viele Menschen etwas in den Seilen.

Damit meine ich zum Beispiel Fragen, wie sich gewonnene Kompetenzen sichern lassen, wie gesorgt werden mag, daß Wissen nicht verloren geht, damit es außerdem um neue Lösungen ergänzt werden kann.

Gerade die industrielle Welt, Hauptquelle unseres Wohlstandes, hat sich in ihren Regelsystemen so radikal verändert, daß ein kleines Land wie Österreich umfassend gefordert ist, vor allem in den Kompetenzfragen zukunftsträchtig zu bleiben.

Unser Museumsbetrieb als ein „Haus der Mobilitätsgeschichte“ ist unter anderem derlei Fragen gewidmet; da natürlich in einer vor allem soziokulturellen Deutung solcher Zusammenhänge.

Siehe dazu etwa auch „Die Arbeit am Ganzen“ [link] oder „Zupacken: Körperliche Arbeit in Mißkredit?“ [link]

About sekretaer

Martin Krusche, Künstler, siehe: [link]