Brückenschläge

Ich hatte eine kleine Tour über das Gehackte zu machen, um Graz zu erreichen. Mit dem vollelektrischen Mitsubishi i-MiEV [link] wollte ich nicht über die Autobahn fahren. Mir fehlt noch Klarheit, was der so verheizt, wenn man ihn über die Piste treibt. Strom läßt sich ja nicht aus dem Kanister nachfüllen.

Friedrich Ehn (links) und Peter Piffl-Percevic beim Museumsrundgang

Der Grund meiner Ausfahrt lag diesmal in der Möglichkeit, einen äußerst erfahrenen Mann zu treffen, dessen Bücher in meiner Bibliothek stehen und der, was Motorräder angeht, vieles gefahren hat, was seit Beginn des 20. Jahrhunderts technischer Standard war.

Friedrich Ehn ist Sammler, Schrauber, Fahrer, Kolumnist, ein Mann, der klar sagt, das Sammeln sei nur die Hälfte der Geschichte, das Fahren bleibe die andere Hälfte.

Der Anlaß für Ehns Graz-Besuch war freilich nicht mein Wunsch, ihn kennenzulernen. Es ging vielmehr um ein Arbeitsgespräch in der „Chef-Etage“ des Hauses, das eine Kooperation zwischen Ehns Motorrad-Museum in Eggenburg [link] und dem Johann Puch-Museum Graz herbeiführen soll.

Von links: Gerhard Stiegler, Karlheinz Rathkolb und Friedrich Ehn

Das war vor allem einmal eine Sache der Verständigung zwischen Ehn und Karlheinz Rathkolb. Dazu kamen auch Peter Piffl- Perčević an den Tisch, der den Part Stadt Graz gut kennt, ferner Gerhard Stiegler für den Sponsor Magna Steyr; Stiegler übrigens an einem seiner letzten formellen Arbeitstage im Konzern, unmittelbar bevor er in den Ruhestand übertritt, was, wie er annehmen läßt, wenig mit „Ruhe geben“ zu tun hat.

Bei der Gelegenheit konnte ich auch Hans Brenner und seinen Nachfolger Roman Pöltner von Magna Steyr kennen lernen, zwei Männer, die mit der Geschichte von Steyr-Daimler-Puch vertraut sind. Es ist die Summe solcher Zusammenkünfte, durch die mir deutlich wird, wer die Leute sind, die dieses 20. Jahrhundert der individuellen Mobilität repräsentieren.

Von links: Hans Brenner, Peter Piffl-Percevic, Gerhard Stiegler, Karlheinz Rathkolb, Friedrich Ehn und Roman Pöltner

Wir haben schon vergessen, was unsere Eltern kannten und unsere Großeltern oft litten: Individuelle Mobilität war die längste Zeit das Privileg weniger gut gestellter Leute. Sie ist erst seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein Massenphänomen, in dem die Fahrzeuge der Steyr-Daimler-Puch AG eine äußerst exponierte Rolle spielen.

Was nun das Museum leisten kann, es bietet Anlässe und einen Treffpunkt. Da sind Ingenieure und Mechaniker, Testfahrer und Manager, Schrauber, After Sales-Leute, Verkäufer, Sammler, Enthusiasten, die zu erzählen wissen, welche Fragen und welche Probleme zu lösen waren, welche Sprünge all das gemacht hat, wie sich dadurch diese Gesellschaft veränderte.

Aktive und Pensionierte, Menschen mehrerer Generationen, die über jene Fahrzeuge, ihre Entstehung und Nutzung, mitunter Dinge wissen, die sich in keinem Buch finden lassen. Das sind nun auch die Leute, deren Debatten einer Zukunft technischer Sammlungen gelten, denn aktuelle Entwicklungen führen zu großen Problemen, Fahrzeuge funktionsfähig zu erhalten. Aber dazu ein anderes Mal mehr.

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Martin Krusche, Künstler, siehe: [link]