Feines Fazit

Der „Internationale Museumstag 2013“ liegt hinter uns. Mit Marketing-Fachmann Norbert Gall, vormals Brand Manager von Abarth Austria, hatten wir einen sachkundigen Gast zur Frage, wie das seit der Antike überlieferte Faible der Menschen für Geschwindigkeit heute kulturell codiert wird.

Peter Piffl-Percevic (links) und Norbert Gall


Am Thema “Die Farbe der Geschwindigkeit” werden wir noch länger zu arbeiten haben. Gall macht deutlich: „Mobilitätsgeschichte ist nicht nur eine Geschichte der technischen Evolution, sondern auch eine der Symbolik.“

Die kulturgeschichtliche Komponente der Mobilität ist übrigens nicht bloß zentrales Thema des „Kuratorium für triviale Mythen“. Der Tag klang in einer dichten Arbeitssituation aus, die im Museum für eine Weichenstellung sorgen dürfte. Neben Gall hatte sich auch die Technikerin Mirjana Peitler-Selakov eingefunden.

Norbert Gall und Mirjana Peitler-Selakov

Sie ist bei Magna Steyr für den Bereich Funktionssicherheit bei den Batteriesystemen zuständig. Außerdem ist sie Gründerin des „GISAlab“ [link], das Mädchen ab zehn Jahren Zugänge zur Technik ebnet, wobei auch Wissenschaft und Kunst maßgebliche Rollen spielen.

Die Verknüpfung der Genres Wissenschaft, Technik und Kunst wird gerade greifbar.

Für das Johann Puch-Museum saß nicht nur Museumsleiter Karlheinz Rathkolb in der Runde. Für den Vorstand nahm der Grazer Gemeinderat Peter Piffl-Perčević an der Debatte teil.

Worum es genau ging? Das Museum ist nicht bloß eine Halle voller geschichtsträchtiger Artefakte. Es ist ein Haus auf historischem Boden, inhaltlich sehr wesentlich bespielt von Menschen, die zum Teil das gemacht haben, wovon das Museum handelt.

Hier treffen Sie zu geeigneten Anlässen noch die Konstrukteure und die technischen Zeichner, die Handwerker und die Testfahrer, von denen etliche der Fahrzeuge entwickelt und gebaut wurden.

Hier wirken leidenschaftliche Sammler und versierter Schrauber. Es entfalten sich überdies zunehmend kulturelle Beiträge. Das hat gesamt eine Wandlung eingeleitet, die inzwischen konkret wird und deren konzeptionelle Präzisierung ansteht.

Das Johann Puch-Museum Graz als erstes Haus der Steiermark in Sachen Mobilitätsgeschichte. Ein Angelpunkt für Entwicklungen und Querverbindungen, die weit über Graz hinausreichen sollen.

Karlheinz Rathkolb

So war etwa in eben dieser Halle zuletzt jene Allrad-Fachwerkstatt untergebracht, mit der Magna Steyr die Überholung einer Flotte österreichischer Militärfahrzeuge bewältigte. Genau diese Werkstatt besteht heute als stattlicher Betrieb („S-Tec“) in der Oststeiermark, der Gemeinde Alberdsorf (nahe Gleisdorf) zugehörig; siehe dazu: [link]

Dieser Ort gehört zur „Energieregion Weiz-Gleisdorf“ [link], deren Hauptthemen Energieautarkie und Mobilität sind. Das meint natürlich sehr wesentlich die Fragen nach zukunftsweisenden Mobilitätskonzepten, in denen die individuelle Mobilität erhalten bleibt, aber nicht mehr vorrangig auf den Privatbesitz von Automobilen ausgerichtet sein wird.

Zugleich stellt gerade die Oststeiermark eine interessante Erfolgsgeschichte dar, immer noch stark agrarisch geprägt, einst ein „Armenhaus“ der Monarchie, über die Industrialisierung sehr wesentlich zu Wohlstand gekommen und heute eine prägnante Mischung aus agrarischer Welt und High Tech.

Das bedeutet wiederum, die markanten Stationen unserer Mobilitätsgeschichte sind immer noch präsent, aber auch an deren Zukunft wird hier gearbeitet.

Somit bietet diese Region ein anschauliches Beispiel, in welchen Zusammenhängen ein Verhältnis Graz/Steiermark, also Landeszentrum/Region, entfaltet werden kann, wenn das Johann Puch-Museum Graz als erstes Haus der Steiermark in Sachen Mobilitätsgeschichte zwar seine Jahrhundertgeschichte im Landeszentrum hat, aber seine gegenwärtigen Konsequenzen auch in den Regionen verankert sind.

Was bedeutet das nun für die Steiermark, die einerseits als „Grüne Mark“ erlebt wird, andrerseits eine über Jahrhunderte reichende Industriegeschichte von Rang hat und überdies mit ihren Erzvorkommen schon vor Jahrtausenden Sozialgeschichte schrieb, als das „Norische Eisen“ eine unglaubliche Nachfrage auslöste?

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Martin Krusche, Künstler, siehe: [link]