Gedenken: Das Echo einer alten Kerl-Nummer

Natürlich träumte ich einst davon, ganz gemäß der klassischen „Kerl-Nummer“ ein wilder Hund zu sein. Das erfüllte sich später auf meinen Motorrädern weit intensiver, als mir lieb sein konnte. Doch von den Mopeds und einer illegal gefahrenen 175er Puch ging es erst einmal zu den Crash-Rennen.

Von links: Luis Zinser, Karlheinz Ratkolb und Hannerl Zinser

Von links: Luis Zinser, Karlheinz Ratkolb und Hannerl Zinser


Ein alter Programmzettel aus dem Jahr 1975 erzählt von meiner Puch-Vergangenheit; und zwar von jenen Seiten, die dem Puristen Falten des Unmuts auf die Stirn zaubern, denn sowas gehört sich ja nicht in einem achtsamen Umgang mit alten Fahrzeugen, die Dinger zu Schrott zu fahren.

In den 1970ern waren Pucherln freilich keine Klassiker, sondern billige Manövriermasse, die zurückblieb, wo soziale Aufsteiger sich nach größeren Autos umsahen. Ich bin also damals mit einem Puchschammerl Auto Crash gefahren; und zwar für den Crashclub Kalsdorf, dessen Clubfarbe Grün war.

Auto Crasch auf Pucvh: Dem Sekretär ist nichts zu schwär...

Auto Crasch auf Puch: Dem Sekretär ist nichts zu schwär…

Auf dem Programmzettel steuere ich das linke Fahrzeug. Ich hatte, um das Material zu schonen, die beiden rechten Räder etwa hüfthoch in der Luft. Ergo, ich war gerade wieder in Schwierigkeiten.

Mein Draufgängertum hielt sich leider mit meinem Fahrkönnen nicht in angemessener Balance, weshalb mir die Clubleitung empfahl, meinen Sponsor auf die Bodenplatte zu schreiben. So könne das werte Publikum die Werbeaufschrift am besten, vor allem am öftesten lesen.

Die Clubleitung des Crashclub Kalsdorf lag damals in den Händen von Luis und Hannerl Zinser. Das verlangte resolute Leute, denn es ging in diesem Milieu oft etwas rauh zu. Für mich war das natürlich extrem aufregend, weil ja auf andere Art keinerlei Chance bestanden hätte, Motorsport zu praktizieren; schon gar mit so bescheidenem Talent und Monatseinkommen wie meinem.

Heute war ich im Puch-Museum zugange, weil von den Kollegen in Judenburg sich eine Abordnung Richtung Süden aufgemacht hatte, nach Bad Radkersburg. Eine Tour im Gedenken an den 100. Todestag von Johann Puch. Zwischenstop in Graz.

Rollender Schrott oder Rennwagen? (Krusche beim Crash)

Die Siebziger: Rollender Schrott oder Rennwagen? (Krusche beim Crash)

Da rollte unter anderem ein Pucherl auf den Vorplatz, jemand erwähnte den prägnanten Namen Zinser, ich sah genau hin… Tatsächlich, aus dem handlichen Postkastel stiegen Luis und Hannerl Zinser, die ich vor fast vierzig Jahren das letzte Mal getroffen hatte. Das sind schöne Überraschungen…

Das Puch-Gedenken handelt eben auch von solchen Aspekten einer umfassenden Sozialisierung auf Puch, denn die Fahrräder und Mopeds führten zu Autos, das Puch-Schammerl privat, beim Militär ein Haflinger und so fort…

— [Dokumentation] —

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Martin Krusche, Künstler, siehe: [link]