Graz-Plan von 1829

Historiker Werner Strahalm, versiert Verleger mit eine Fokus auf Grazer Angelegenheiten, hat eben ein feines Paket publiziert. Es ist eine Doppelpackung, die den „Katastral Plan der provinzial Hauptstadt Gratz samt Enclaven“ in zwei Varianten bietet. Ein Teil ist das vollständige Blatt, das sich dank seiner graphischen Qualität auch als Wandschmuck empfiehlt.

Verleger Werner Strahalm

Verleger Werner Strahalm


Topographie und Farbgestaltung zeigen sich attraktiv. Den zweiten Teil bildet der Plan als handliche Broschüre. So kann man komfortabel nach Details suchen oder einfach mit der Fingerspitze in den Gassen von 1829 flanieren. Die Jahreszahl macht deutlich, Graz war noch nicht industrialisiert.

Peter Laukhardt beschreibt in einem Begleittext, wie man den Katasterplan betrachten und nutzen kann. Die Zeiten waren bewegt. Napoleon hatte Europa verändert, was ja auch zu einem weitreichenden Schleifen der uneingenommen Festung auf dem Grazer Schloßberg geführt hat.

Mit dem Wiener Kongress von 1814 ordnete sich Europa neu. Die Markierung läßt darüber nachdenken, daß auch 1914 und 2014 vielfach kein Stein auf dem anderen blieb. Jüngst ist das für uns hier zum Glück mit keinen Kriegshandlungen mehr verbunden.

Der Begleitband

Der Begleitband

Südlich des Lendplatzes können Sie den Murvorstadtplatz entdecken. Der Begriff Murvorstadt ist vielen nicht mehr geläufig. Hier wurde produziert, was das Bürgertum auf der anderen Seite der Mur zu konsumieren wünschte. Hier entstanden auch die ersten Kasernen, weil Hausbesitzer die private Einquartierung von Militär nicht mehr hinnehmen wollten. Hier lebten Studenten aus vielen Teilen des Reiches und gerieten öfter mit den Soldaten, Fuhrleuten, Handwerken des Viertels aneinander.

Die Polizei hatte dort also reichlich zu tun. Es ging ja die Post- und Kommerzstraße durch, nachdem zuvor Massengüter meist nur auf dem Wasserweg transportiert werden konnten. In beiden Fällen, Wasserweg und Landweg, waren das Anlässe, die Arbeit, das Vergnügen und das Zwielichtiges zu bündeln. Wer heute beklagt, in diesen Stadtteilen zu wenig von unserer Muttersprache zu hören, hat von der Geschichte der Stadt keine Ahnung.

Sucht man auf der 1829er Karte das Strafhaus Carlau, kommt man damit in die Nähe des Terrains, wo heute das Puch-Museum steht. Man entdeckt zu beiden Seiten der Mur einen Mühlgang, einst fundamentale Kraftquelle, aus der später auch Johann Puch Nutzen zog. Noch heute können Sie südlich des Museums, auf dem Boden des vormaligen Einser-Werkes von Puch, den herüberen Mühlgang finden.

Es macht Spaß, mit dem Wissen der Gegenwart auf der alten Karte Bezugspunkte zu suchen, Zusammenhänge aufzustöbern. Das Paket erhalten Sie für Euro 12,80 im Buchhandel.

About sekretaer

Martin Krusche, Künstler, siehe: [link]