Die Museumsarbeit kommt nach dem Umzug und der Wiedereröffnung in eine nächste Phase. Die anstehende Detailarbeit wurde hier schon erwähnt: [link] Das meint nun einerseits die Verfeinerung des Ortes und der Angebote für laufendes Publikum. Andrerseits bauen wir aber nun auch etwas Grundlegenderes auf.
Seit vergangenem Wochenende ist die Installierung eines Kulturreferates im Museum beschlossene Sache. In diesem Arbeitsbereich sollen Hintergründe und Querverbindungen des gesamten Themas ausgeleuchtet werden, sollen die Ergebnisse solcher Bemühungen mit der Gegenwart verknüpft werden, um da und dort auch in die Zukunft zu weisen.
Das bedeutet unter anderem, den Zeitzeugen und Experten eine Bühne bzw. einen Aktionsraum zu bieten. Das bedeutet auch, sinnvolle Möglichkeiten des Wechselspiels zwischen Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft auszuloten. Dabei soll natürlich die Geselligkeit nicht zu kurz kommen.
Doch was ist nun das „gesamte Thema“?
Es lautet: Mobilitätsgeschichte
Das sind ja recht genau die letzten 150 Jahre, in denen sich das Antlitz der Welt unter anderem dadurch verändert hat, daß so viele Menschen rund um den Globus zu individueller Mobilität gelangen konnten. Und zwar durch den Besitz eines eigenen Fahrzeuges.
Das Automobil, erst Jahrzehnte als Luxusgut, dann als Massenartikel, hat ein paar bemerkenswerte technologische Wegbereiter. Das Know how für den Auto- und Motorenbau entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr wesentlich unter dem Einfluß von Fachleuten, die zum Beispiel in der Fertigung und Wartung von Handfeuerwaffen, Schreibmaschinen und Nähmaschinen sachkundig waren, die in der Fahrradproduktion oder ähnlichen Branchen reüssiert hatten.
Der Besitz eines eigenen Fahrzeuges änderte die Arbeitswelten und private Lebenssituationen. Das waren am Anfang dieser Geschichte und sind heute noch sehr häufig Fahrräder. Das wurden in einigen Teilen der Welt dann mit enormer Schubkraft alle Arten von Kraftfahrzeugen.
Die Massenmotorisierung ist ein junges Phänomen. Bedenken Sie bitte, vor 1945 war der private Besitz eines Automobils die absolute Ausnahme und bloß wohlhabenden Eliten vorbehalten. Es gab in den 1930er- und -40er-Jahren bei uns zwar schon regen Autoverkehr, doch das waren hauptsächlich Firmen- und Behördenfahrzeuge.
Wir reden also im Johann Puch-Museum nicht bloß vom Altmeister, von der Steyr-Daimler-Puch AG und von Fahrzeugen. Wir reden auch von Sozial- und Kulturgeschichte. Wir reden darüber, welchen unendlich wuchtigen Niederschlag diese Themen in der Unterhaltungsindustrie fanden, wie und auf welche Arten die Motive, Sehnsüchte, Bilder und realen Vehikel den Alltag von uns allen durchdrungen haben.
Zusammenfassend:
Das große „Themen-Scharnier“ ist die Mobilitätsgeschichte. Das Museum soll nicht nur ein attraktiver Ort für Neugierige, Liebhaber und Enthusiasten sein, um sich klassische und zukünfte Fahrzeuge anzusehen. Es soll auch Anreiz für gesellige Momente bieten. Es wird aber darüber hinaus auch Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft in Wechselwirkung bringen.