Motorradgeschichte, knapp gefaßt

So ruhig es nach außen gewirkt haben mag, so lebhaft ging es im Inneren des Hauses zu; davon reichlich in der Werkstatt. Und das bedeutet? Fahrzeuge werden für die Ausstellung hergerichtet. Ach, unsere „Klassik-Abteilung“ sollten Sie sehen!

Die große 3,5 bis 4 HP mit ihrem V2-Triebwerk, eine mobile Skulptur


Was daran so berührend ist: Hier läßt sich gerade ein halbes Jahrhundert der Ereignisse darstellen, für deren Fülle früher oft Jahrhunderte nötig waren. Sie meinen ich übertreibe? Keinesfalls!

Vom Tricycle aus dem Hause De Dion-Bouton (Siehe den vorigen Eintrag!) zu Johann Puchs eigener Motorrad-Produktion waren es bloß wenige Jahre. Wir haben heute keine Vorstellung mehr, welche fast schockierende Sensation die so schnelle Motorisierung von Vehikeln gewesen ist.

Es war eine Zeit, in der sich die Ingenieure als aufstrebende „Maschinenwissenschafter“ gegenüber anderen akademischen Feldern zu emanzipieren bemühten. Aber ZUGLEICH tüftelten und produzierten geniale Handwerker an der Motorisierung der Gesellschaft.

Diese Burschen waren ohne akademische Diplome, ausgerüstet mit ganz anderen Talenten, geniale Praktiker. Johann Puch ist das gewesen. Ferdinand Porsche auch.

In jenen Tagen machte die Motorradwelt atemberaubende Entwicklungssprünge. Wir können das derzeit in der original erhalten Halle des frühen „Einser-Werkes“ zeigen. Das beeindruckende V2-Gespann aus dem Jahr 1905 steht exemplarisch für das erste Jahrzehnt des rasenden Jahrhunderts.

Vom frühen „Kompaktmotorrad“, dem leichten „Kolibri“ (1908), ist ein Motor da. Die Ära Marcellino und der Doppelkolben waren goldene Zeiten. Wir haben die schlanke LM im Haus und den ersten großer Verkaufserfolg nach dem Ersten Weltkrieg, die Puch Type 220.

Ein halbes Jahrhundert Motorradgeschichte im Überblick

Haben Sie die kuriose Puch 200 mit dem Preßstahl-Rahmen schon einmal live gesehen? Haben wir. Auch diverse Tourer, schließlich die muskulöse Puch 500 und die rare 800er mit dem Boxermotor.

Diese Klassik-Abteilung wird von einem 250er-Gespann aus der Nachkriegszeit abgerundet. Das soll anschaulich machen: Automobile waren anfangs nur für sehr reiche Leute erschwinglich. Vor allem Motorräder ebneten die Wege zur „Volksmotorisierung“.

Somit ist eine Puch 250 SG „Beiwagenmaschin“ die historische Vorstufe zum Steyr-Puch 500, dem ersten österreichischen Auto für breitere Bevölkerungsschichten.

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Martin Krusche, Künstler, siehe: [link]