Ohne Kurvenlineal

Erfreuliche Wochenend-Lektüre. So wäre nun dieses Geheimnis endlich gelüftet. Der Puch G wurde also „In den 1970ern in Puch bei Graz ersonnen“. Naja, genau genommen liegt Puch bei Weiz, denn bei Graz kenne ich keins. Und dort gibt es eine Apfelstraße, aber keine Autofabrik. (Man kann in jener Gegend einen Offroader natürlich gut brauchen.) Eigentlich war eh alles anders. Dieses „in Puch bei Graz“ meint ja eh sicher: Bei der Steyr-Daimler-Puch AG in Graz. Das sitzt, wackelt und hat Luft.

(Quelle: Der Standard, 18.8.2017)

(Quelle: Der Standard, 18.8.2017)


Ferner steckt in der Geschichte „Mercedes G 350 d: Volle Hütte, scharfe Kante“ [Quelle] etwas so friedfertiges, wenn der Autor etwa notiert: „Überhaupt legt das Design dieses Wagens nahe, dass 1972 in ganz Graz kein Kurvenlineal aufzutreiben war und man abgesehen von den Kreisen für die Reifen und Frontscheinwerfer nichts riskieren wollte.“

Der G-Wagen war ja ursprünglich als Militärfahrzeug konzipiert, übrigens für den Schah von Persien, um schließlich in ersten Einheiten an Frankreichs Armee zu gehen. Also ein Nutzfahrzeug für Soldaten. Die Instandhaltung solcher Nutzfahrzeuge, wenn sie vom Einsatz etwas derangiert zurückkommen, ist eben mit eher geraden, flachen Blechen sehr viel einfacher als mit modisch gekurvten.

Die Bemerkung „Das heißt, die aktuelle G-Klasse steht immer noch auf einem Leiterrahmen“ weist darauf hin, daß sich dank so einer Konzeption allemal an einem ramponierten Häusel leichter was machen läßt, als an einer selbsttragenden Karosserie, die mit stählerner Faust was auf die Mütze bekommen hat. Leiterrahmen bringt’s in der Frage absolut.

Praktischerweise hat der G-Wagen „eine Windschutzscheibe, die so flach ist, dass sie glatt als Glasplatte für den Wohnzimmertisch durchgehen würde.“ Das heißt dann Gegenzug, falls die Frontscheibe Beschuß abgekriegt hat, suche ich mir im nächstenbesten Haus einen gläsernen Couch-Tisch, kleben ihn auf den Rahmen, denn vom Gaffa-Band ist natürlich immer genug dabei, schon geht’s wieder dahin, egal, ob es stürmt oder regnet oder beides.

Kantig wie eh paßt schon. Oder sollte man den G-Wagen jetzt so rundlutschen, wie es irgendwer mit dem neuen Jeep Cherokee gemacht hat? Oder gleich so was Niedliches, wie der aktuelle Renegade, den man jetzt nicht für einen geschwollenen Dacia halten möge?

Kantig wie eh paßt schon. Oder sollte man den G-Wagen jetzt so rundlutschen, wie es irgendwer mit dem neuen Jeep Cherokee gemacht hat? Oder gleich so was Niedliches, wie der aktuelle Renegade, den man jetzt bitte nicht für einen geschwollenen Dacia halten möge?

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Martin Krusche, Künstler, siehe: [link]