Skizzen zur Vergangenheit

Es ist nicht nötig, Geschichte zu büffeln, um die Gegenwart zu kapieren. Aber es erweist sich als anregend, einige Blicke in die Vergangenheit zu tun. Außerdem werden Sie manches klarer betrachten können, wenn Ihnen ein paar größere Zusammenhänge wenigstens skizzenhaft geläufig sind.

Die Lizenzprodukte aus Steyr (von links): Fiat 600, Multipla und Fiat 1100


Wir wollen Ihnen nun zum „Internationalen Museumstag“ einen kompakten und leicht faßbaren Überblick anbieten, in dem unsere unmittelbare Mobiliätsgeschichte deutlich wird. Dadurch könnte Ihnen manche aktuelle Verkehrsdebatte plötzlich in einem ganz anderen, klareren Licht erscheinen.

„Vergangenheit erinnern – Zukunft gestalten: Museen machen mit!“, so das Motto dieses Museumstages, bringt das ja auf den Punkt. Ich greife ein kleines Beispiel heraus. Bevor Graz zur „Automobilstadt“ wurde, die sie heute noch ist, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in Steyr Fiats als Lizenzprodukte gebaut.

Wenn Sie die drei Basismodelle gesehen haben, dann wissen Sie, worauf bei uns die Massenmotorisierung in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts beruht und wie diese Fundamente ausgesehen haben.

Der Fiat 600 und der Fiat 600 Multipla waren die damals herausragenden Lösungen von Dante Giacosa und seinem Team, mit möglichst geringem Aufwand ein möglichst preiswertes und effizientes Automobil zu bauen. Der Fiat 1100 war ein nächst größerer Stufenheck-Klassiker für die Mittelschicht.

Das "Puch-Schammerl" mit dem ovalen Firmenzeichen war der erste österreichische "Volkswagen", preiswerter als der VW Käfer.

Aufgrund dieser Erfahrungen entstand in Italien schließlich der Fiat nuova 500, dessen Karosse die Basis unseres „Puch-Schammerls“ wurde. Das markierte die Trennung im Mischkonzern Steyr-Daimler-Puch AG. Ab da wurden in Steyr nur mehr Lastkraftwagen gebaut, die PKW-Produktion kam nach Graz.

Dem Pucherl folgte eine eigenständige Offroad-Konstruktion, der phänomenale AP 700 „Haflinger“. Damit wurde jene Allrad-Kompetenz begründet, die Weltgeltung erlangte und heute noch in Graz zuhause ist; inzwischen unter der Flagge von Magna Steyr.

Mit dem seit rund 30 Jahren erfolgreichen Puch G hat Österreich immer noch eine eigene Automobilmarke auf den Straßen. Doch Grazer Allradantriebe werden von Weltkonzernen in allen Gegenden eingekauft.

Aus dem Vollen gefräst: Der Puch G in einigen Varianten.

Das ist zum Beispiele insofern von Bedeutung, als Europa in naher Zukunft mäßig qualifizierte Handarbeit noch radikaler an Nationen wie China wird abgeben müssen. Unsere Wirtschaft wird sich dagegen in Bereichen mit hochqualifizierter Arbeit zu bewähren haben.

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Martin Krusche, Künstler, siehe: [link]