Das Jubiläumsjahr neigt sich seinem Ende zu. Es ist heuer der 150. Geburtstag von Johann Puch zu feiern gewesen. Die österreichische Post hat das mit einer Sondermarke gewürdigt, welche im Museum präsentiert wurde. Wir sind zu all dem heuer in die letzte aus Puchs Zeit erhaltene Halle des historischen „Einser-Werkes“ gezogen.
ARBÖ Fahrtechnikzentrum Ludersdorf
Sommerliche Rutschpartie
Was für ein Sommer! Und keinerlei Trübung der Tage zur Widereröffnung. Bei sengender Hitze mit dem Auto duschen gehen; wem würde das einfallen? Im ARBÖ Fahrtechnikzentrum Ludersdorf gehört das dazu, denn hier werden Trainingssituationen geschaffen, wo Wasserwände plötzlich auftauchende Hindernisse darstellen, die einen nicht beschädigen, falls man die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hat. Das läßt sehr viel spontanere Momente zu als wenn man leere Schachteln aufstellen würde.
Das kühle Naß hat seine Tücken. Aquaplaning kann einen im Alltag töten. Hier übt man, derlei zu vermeiden. Das geschah kürzlich mit einer Mischung ungewöhnlicher Fahrzeuge. Winzige Puch-Schammerln, bunt wie ein Regenbogen aufgestellt, bullige Pinzgauer mit zwei und drei Achsen, ein wieselflinker Smart dazwischen, ein eleganter 124er Fiat Spider, auch ein 480er Volvo… Das war der Trainingstag, den das Johann Puch-Museum Graz ausgeschrieben hatte.
Der oststeirische Teil einer kleinen Veranstaltungsserie, mit welcher die Fangemeinde den 150. Geburtstag von Johann Puch gefeiert hat. Dieser steirische Pionier unserer Mobilitätsgeschichte hat es nicht nur vom Keuschler-Buben zum Fabrikanten gebracht, der Mann wurde zu einer Legende. Sein Name steht heute noch für hohe Qualität und Meilensteine der Fahrzeugtechnik.

Steirische Technologieerfolge in der Mobilitätsgeschichte: Vorne die legendäre Puch 250 SG, dahinter ein Puch Maxi und auf der Piste das Grazer Kletterwunder, ein mächtiger Pinzgauer Turbodiesel.
Da gibt es aber auch eine starke emotionale Komponente. Vielleicht unter anderem, weil sich die Arbeitswelt so verändert hat, weil so viel Bewegung in die Betriebe und in unser aller Leben gekommen ist. Was Johann Puch initiiert hat, könnte sich ein Werbestratege gar nicht besser ausdenken: Kontinuität.
Die ist betriebswirtschaftlich schon lange und oft ebenso ins Schleudern gekommen, wie hier die Fahrzeuge auf der Rüttelplatte. Aber das sind eben zwei ganz verschiedene Ereignisebenen, unsere Emotionen und das reale Erwerbsleben. Wenn das Leben unsere Kontinuität aufbricht, schaffen wir es gelegentlich mental und kulturell, die Trümmer und Bewegungen als ein Ganzes erlebbar zu machen.
Während man aber im realen Leben lieber nicht in hohem Bogen aus der Bahn fliegen möchte, ist das hier, in Ludersdorf, ausgesprochen erwünscht. So macht man Erfahrungen, ohne die Gefahrensituationen nur schwer zu meistern sind…
— [Überblick] —
Aquaplaning für Fortgeschrittene
Spritztour… Im Sinn des Wortes
Der Pinzgauer geht mit blockierten Rädern, aber fast unverminderter Geschwindigkeit durch die Wand. Bammm! Der Fahrer braucht keinen Notarzt mehr. Es wird einige Arbeit machen, ihn aus den Blechteilen herauszuschneiden. Und wer sagt’s der Witwe?
So ist es diesmal nicht gekommen, denn die Wand ist eine Wasserwand und das ganze eine Trainingssituation im ARBÖ Fahrtechnikzentrum Ludersdorf: [link]
Peter Rechling, Repräsentant des Hauses, hatte vorher noch nach dem Konvoi Ausschau gehalten, aber da war keiner. Die Puchianer sind in kleinen Grüppchen dahergekommen und ein Automobil-Paparazzo wie ich konnte feine Beute machen.
Ich kann jedem, der sich für einen guten Autofahrer hält, nur dringend empfehlen, diese Annahme an so einem Ort zu überprüfen. Man hat vielleicht noch nie herausfinden müssen, daß man seine eigenen Fähigkeiten überschätzt.

Peter Rechling vom Fahrtechnikzentrum hat sicher schon manche Helden kommen gesehen, die mit wesentlich bescheidenerer Haltung wieder vom Platz gingen.
Wenn man hier draufkommt, ist die Enttäuschung, also das Ende der Täuschung, wenigstens nicht lebensbedrohend. Sobald einem die Rüttelplatte einmal unerwartet das Heck weggerissen hat und sich die ganze Fuhre auf dem weiten Asphalt einringelt, dankt man seinem Schicksal, daß einem so was nicht gerade auf einer eher schmalen Landstraße passiert ist, als gerade dieser LKW mit Lieferbeton entgegen kam; oder die Mutter mit den zwei Kleinkindern auf dem Rücksitz.
Kurt Bernard grinst. „Mit mir geht das nicht.“ Warum? „Der Smart ist zu kurz für so was.“ Na, vielleicht kann man ihn dafür umschmeißen. Irgendwas wird schon gehen.
Ein Haflinger-Pilot, der ohne Verdeck unterwegs ist, macht anfangs einen kleinen Bogen um die Wasserwände, doch die enorme Hitze des Tages bewirkt offenbar einen Sinneswandel: Kopf eingezogen und durch. Der Mann im eleganten Sportcabrio (Fiat 124) fieselt noch am Verdeck herum, das offenbar über der Windschutzscheibe nicht recht schließen will.
Der saloppe Zaungast mit der alten Puch 250, Farbe: Flugrost, hat kein Verlangen nach heftigen Fahrerlebnissen und kühlt seine leibliches System mit einem weiteren Flascherl Mineralwasser herunter. Ich nehm das Feld noch einmal gesamt in Augenschein. Ja, das eine oder andere Pucherl könnte man locker als Beiboot auf den dreiachsigen Pinzgauer packen. Was für Kontrast in den Dimensionen!