Warum hab ich den 150er aus meinen Kindertagen bloß als blaues Gefährt in Erinnerung? Es gibt keinen einzigen alten Gedankenfetzen, der ihn mir in all den anderen Farbkombinationen zeigt.
Puch-Roller
Fahrzeug: Puch MS 50
Das Vorserienmodell dürfte kaum anders ausgesehen haben. So zart schien also die legendäre „Stangl-Puch“ zum Beginn ihrer Geschichte zu sein und war doch ein Ausbund an Stabilität. Man mag das in ihrer Zeit nicht beachtet haben. Der Rückblick sagt uns: Dieser Rahmen aus gepreßten Halbschalen war absolut Avantgarde, eine Neuerung in jenem Fahrzeugsegment. Naja, eigentlich war dieses Puch-Moped als Ganzes etwas ziemlich Neues.

Die zart scheinende, äußerst robuste Puch MS 50 ist ein absoluter Meilenstein in der Geschichte individueller Motorisierung
Die Halbschalenbauweise hatte man bei Puch für die Motorradproduktion aus dem Flugzeugbau übernommen. Da geht es um ein Maximum an Stabilität und Verwindungssteifheit bei einem Minimum an Materialaufwand. Dieses, sagen wir es ruhig, „Avantgarde-Moped“ war demnach als Konstruktion eher mit Motorrädern verwandt als mit den motorisierten Fahrrädern jener Ära.

Was wir seinerzeit bloß für einen "Luftfilterkasten" hielten, war vor allem auch ein effizienter Dämpfer der Ansauggeräusche
Das Konzept plus der unglaublich standfeste, gebläsegekühlte Motor sind sicher grundlegend für die außergewöhnliche Langlebigkeit jenes Moped-Typs gewesen; eine Robustheit, von der heutige Teenager auf ihren gegenwärtigen Mopeds nicht einmal träumen dürfen. Das Werkel war damals für 1,5 bis 2 PS gut und damit konnte man wahrlich weit kommen.
Wie kurios, daß mir gerade beim Roller-Jubiläum so ein exzellent gepflegtes Stück vor die Linse kam. Gemeinderat Johann Koroschetz hatte so die angemessene Fahrzeug-Wahl getroffen, um beim Johann Puch-Museum vorzufahren.
Kooperationsbasis
Diese Foto vom Roller-Jubiläumstreffen habe ich gerade zugeschickt bekommen. Wir sehen (von links) die Buchautoren Gernot Heigl und Volker Edler, Gemeinderätin Gertrude Schloffer sowie die Gemeinderäte Peter Piffl-Perčević und Johann Koroschetz.
Dieses Bild drückt zugleich aus, wofür das Museum steht. Es ist eine Kooperation zwischen privater Initiative und öffentlicher Hand, erweitert um die Unterstützung aus der Wirtschaft. Das entspricht übrigens dem „Bottom up-Prinzip“, wie es nicht nur vom Land Steiermark, sondern EU-weit bevorzugt wird.
Das bedeutet, neben den öffentlichen Einrichtungen, die unsere Grundversorgung leisten, von Bildung über Sicherheit bis Gesundheit, ist auch die private Initiative von engagierten Menschen wichtig. Bottom up heißt „von der Basis her“.
Gerade der Kulturbereich legt das nahe. Und so funktioniert das Puch-Museum. Die Trägerschaft liegt bei einem privaten Verein, die meiste Arbeit wird ehrenamtlich geleistet, ein großer Teil der Ausstellungsstücke stammt von privaten Leihgebern, Stadt Graz und Land Steiermark unterstützen dieses Engagement mit öffentlichen Mitteln.
Auch dieses Jubiläumsfest mit der Buchpräsentation („Der Puch Roller macht Geschichte“) wäre ohne das (private) Engagement der Autoren Volker Edler und Gernot Heigl so nicht möglich gewesen.
— [Überblick] —
P.S.:
Das überaus rare Roller-Gespann soll natürlich auch ganz zu sehen sein.
Puch-Roller: 60 Jahre
Volker Edler rief zur Feier, was bedeutete: Feierlich Zusammenkunft, legere Ausfahrt, geselliger Ausklang. Hier ein kleiner Überblick der Beiträge zum Thema.
+) Die Einladung
+) Roller-Fest
+) Roller-Fest: Persönliches
+) Kooperationsbasis
+) Puch Roller SR 125
+) Puch Roller SR 150
+) Puch 150 A (Allstate)
+) Puch Moped MS 50
+) Fortsetzung folgt!
Roller-Fest
Nein, Keine Sorge, es ging beim Jubiläumstreffen „60 Jahre Puch-Roller“ weit lebhafter zu, als dieses erste Foto annehmen läßt. Es gefiel mir bloß, wie da einer auf seinem 150er über die weitläufige Wiese zog, wo einst dicht gedrängt die Werkshallen des „Einser-Werkes“ gestanden haben und etwas südlicher ein riesiger Schlot hoch aufragte. Siehe dazu die historische Illustration: [link]
In der Nacht hatte ich den Regen fallen gehört, am Morgen war noch immer mieses Wetter und ich dachte: Das ist total unfair. Aber das Zentralreisebüro des Universums reagierte prompt auf meinen nächtlichen Unmut, schaltete auf Schönwetter, voila!
Gut, wer von weiter weg aufgebrochen war, um nach Graz zu kommen, hatte die Entscheidung noch im schlechten Wetter treffen müssen. Tapfere Leute; zu meiner Freude. Denn es war nicht nur eine Pracht, was in der Samstagssonne blitzte, unter den 150ern entfaltete sich durch die Teilnehmerzahl jene schöne Farbenvielfalt, die damals im Straßenbild ein deutlicher Hinweis gewesen sind: Die Zeiten sind endlich besser. (Was auch die Zierleistenvielfalt an den großen Rollern ausdrückte.)
Die 125er sind da vom Werk aus dezenter gehalten, doch manchmal ändert das ein Besitzer in privater Initiative. In freier Wildbahn sieht das meist anders aus, siehe jüngst meinen aktuellen 125er-Eintrag: [link]
Dazwischen so manche Rarität wie etwa ein 1957er SR 125 im großen Prunkgewand und – sensationell! – der(?)/die(?) Allstate 150 A von 1965, ein Motorrad mit Rollermotor und „Herrenlenker“. Oder eine blitzblanke Puch 175 MC „Six Days“, deren heiseres Hecheln sofort über den Platz zu hören war. Siehe zu diesem Gerät die feine Reportage in „Austro Classic“: [link] (Ja, ich werde all diese Preziosen hier noch zeigen.)
Wir, etliche von uns, sind natürlich Jahrgänge, deren Eltern ihre Hochzeitsreisen auf Puch-Rollern gemacht haben; meine wie unzählige andere. Davon war hier auf dem Platz die Rede. Gewöhnlich ist längst vergessen, wie speziell es zu der Zeit war, wenn Menschen meiner Herkunft mit einem eigenen Fahrzeug fahren konnten, wohin es ihnen beliebte.
Volker Edler (links) und Peter Piffl-Perčević
Der Grazer Gemeinderat Peter Piffl-Perčević, praktizierender Puch-Pilot, eröffnete die Veranstaltung, Buchautor Volker Edler moderierte die weiteren Grußworte und Features. Das Buch „Der Puch Roller macht Geschichte“ von Volker Edler und Gernot Heigl wurde präsentiert. Auch die Crew vom (Puch-) CLUB-Magazin [link] war auf dem Set.
Wer also Lust hatte, Benzin zu reden, einen ersten Blick in das neue Museum zu werfen oder in der Vergangenheit zu kramen, war da an der richtigen Adresse.
— [Überblick] —
Fahrzeug: Puch Roller RL 125
Ich war im Puch-Museum zugange, hatte anschließend noch ein Arbeitsgespräch mit Sandra Kocuvan und Gerald Gigler vom Land Steiermark. Im Kulturbereich sind ja allerhand neue Schritte zu gehen. Abteilung 9 und Abteilung 16, ich bin manchmal ganz vergnügt, welche Querverbindungen sich mit welchen Themenstellungen herstellen lassen.

Karlheinz Rathkolb macht eine Salonrunde mit der "Daisy" (DS 50), Franz Tantscher bei der Gartenarbeit, bald wird eröffnet
Mobilitätsgeschichte. Und überhaupt. Wer sich im kulturellen Geschehen des Landes engagiert, sollte wenigstens eine skizzenhafte Vorstellung der sozialgeschichtlichen Kräftespiele innerhalb der letzten 150 Jahre haben. Damit bin ich auch (kein Zufall!) bei der Biografie von Johann Puch, dessen 150. Geburtstag wir in wenigen Tagen feiern: [link]
Er ist ein Kind dieser damals neuen Kräftespiele, er wurde zu einem prominenten Akteur dieser Entwicklung, die mit dem Fahrrad begann die Welt zu verändern und in seinem „Generalfetisch“, dem Automobil, einen Angelpunkt erhielt, der zum Verständnis des 20. Jahrhunderts nicht ignoriert werden kann.

Robust auf Jahrzehnte: Der RL 125 (Fußnote: Der sechsbeinige Hund von Agip auf der Tonne ist nun auch gleich Geschichte.)
Aber ich schweife ab. Das Arbeitsgespräch brachte mich in die Gegend des Hilmteiches. Eine günstige Fügung, weil ich von da aus natürlich den Weg nach Gleisdorf über die Ries nahm.
Das war ja zu Zeiten von Johann Puch eine Rennstrecke, auf der sich seine Fahrzeuge bewährt haben. Das ist heute natürlich eine Route, auf der beim Fahren Zurückhaltung empfohlen wird. Und das ist eine Straße, an der ein kleines „Roadhouse“ steht, eine Imbiß-Bude, nach der ich mich zu einem heftigen Wendemanöver genötigt sah.
Da hatte was gefunkelt. Die Formgebung ist zum Glück derart prägnant, daß einem selbst der flüchtigste Blick im Vorbeihuschen verrät: Ein Puch-Roller. Dieser Fahrzeugtyp ist jetzt gerade einmal 60 Jahre in der Welt; dazu das kleine Jubiläumstreffen beim Museum: [link]
Die Farbe dieses RL 125 ist natürlich nicht amtlich, erst bei den großen 150ern wurde es richtig bunt. Sein Zustand läßt auf ungehemmten Alltagseinsatz schließen. Die schwarze Nummerntafel (Oberösterreich) belegt, daß er schon sehr lange ungebrochen angemeldet ist.
Die Aufkleber, mit denen das vordere Kotblech bedeckt ist, sind in der Art, wie sie in meinen Kindertagen weit verbreitet waren. Dieser Roller macht es also offensichtlich schon viele Jahrzehnte…
— [Fahrzeuge] —
Tip: Jubiläumstreffen „60 Jahre Puch-Roller“
Volker Edler ist Enthusiast, Experte und Autor einer eben erschienenen Monografie über den Puch-Roller: „Der Puch Roller macht Geschichte“. Er nimmt seine Leidenschaft zum Anlaß, Gleichgesinnte zu einem Jubiläumstreffen zu bitten, das am Samstag, dem am 23. Juni 2012, in Graz seinen Auftakt hat.
Edler schätzt das Thema in seiner gesamten Dimension und sagt daher: „Auch Roller anderer Marken sind herzlich willkommen!“
Zu diesem Tag gehören gesellige Momente, kleine Wettbewerbe und eine gemeinsame Roller-Ausfahrt nach Hausmannstätten, über Fernitz nach Thondorf zum Puchwerk, wo die Roller erzeugt wurde, dann zurück zum Museum.
Damit erfahren Sie gewissermaßen auch jenes Terrain südlich von Graz, auf dem viele der Kräfte, die Puchfahrzeuge gebaut haben, zuhause sind oder waren.
Beim Jubiläumstreffen wird auch das neue Buch „Der Puch Roller macht Geschichte“ präsentiert.
Jubiläumstreffen: 60 Jahre Puch-Roller
am Samstag, dem 23. Juni 2012, ab 9:30 Uhr
beim Grazer Johann-Puch-Museum
Puchstraße 85-119, 8020 Graz
Das Programmblatt in großer Ansicht,
auch zum Herunterladen: [link]
— [Überblick] —