Steyr-Daimler-Puch AG

Branchenlob: Das Puch-Buch

Erfreuliche Nachrichten aus der Redaktion von Österreichs exponiertestem Oldtimer-Magazin, dem Technikgeschichte-Fachblatt „Austro Classic“. Von dort kam eben die letzte Ausgabe des 2012er-Jahres, in der Das „Puch-Buch“, unser Album mit den Bastelbögen von Michael Toson, sehr wohlwollend erwähnt wird.

Die aktuelle Ausgabe von "Austro Classic" mit einem großen Block an Buchbesprechungen

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Das Johann Puch-Museum heute

Das Johann Puch-Museum Graz beruht auf privater Initiative. Das heißt, es ist ein Mosaik vielfältiger Leidenschaften. Dieses bunte Gesamtbild, das stets im Wandel bleibt, hat über die Jahre eine Dauer und Tiefe entfaltet, daß heute private Sponsoren und die öffentliche Hand fördernd mitwirken, damit das Haus in dieser Form bestehen kann.

Wir zeigen Originale und Miniaturen, Massenprodukte und Einzelstücke

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Generationentreffen: Schöckl

Der Schöckl, nahe Graz, war schon zu Zeiten von Altmeister Johann Puch ein Kriterium für die Brauchbarkeit von Automobilen. Er birgt bis heute eine Teststrecke der vormaligen Steyr-Daimler-Puch AG. Das basiert auf einer früheren Vereinbarung mit dem Hause Stubenberg, einst altem steirischem Adel, der sehr wahrscheinlich aus Kapfenberg stammt, was in jüngerer Zeit ein wichtiger steirische Industrieort war.

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Kulturreferat: Hintergründe

Schreibt man „Das Pucherl“ amtlich aus, dann steht da plötzlich „Steyr-Puch 500 Mod. Fiat“, erzeugt von der Steyr-Daimler-Puch AG. Da kommen jetzt gleich vier Automarken vor. Wieso denn? Und ist Daimler nicht irgendwie ein Jaguar? Und ist Steyr nicht ein Traktor?

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Kräftespiele

Ich bin mit den jüngsten Reminiszenzen noch längst zu keinem Ende gekommen. Die Neueröffnung war auch gewissermaßen ein Generationentreffen. Was die Steyr-Daimler-Puch AG ausgemacht hat, ist ja ein sehr komplexes Kräftespiel gewesen. Der einstige Verkauf ihrer Fahrradproduktion oder des Moped-Sektors erregt, wie ich erfahren durfte, bis heute die Gemüter.

Vor allem daß Bianchi 1987 den Fahrradbereich übernommen hat, sorgte seinerzeit für enorme Widerstände und scheint noch heute Unmut auszulösen. Über der Mopedproduktion schwebt sogar das Gerücht des „heimlichen Konkurses“.

Generationentreffen: Eine Puch MC50 vor einer Puch Ranger

Wenn man sich allerdings die damals weltweite Entwicklung der Fahrzeugindustrien ansieht, das Kundenverhalten etc., scheint einleuchtend, daß derartige Verkäufe und Umstrukturierungen genau verhindern sollten, daß ein Betriebszweig pleite geht. Erst im Blick zurück läßt sich dann beurteilen, ob das jeweils klug oder ein Fehler war.

Kleiner Einschub: Aber genau so verlief ja die ganze Konzerngeschichte seit Werndl, Daimler und Puch. Stets wurden Bereiche auf- und zugemacht, stets wurde neu gruppiert, fusioniert, abgestoßen.

Bianchi ist übrigens seit 1980 schon Teil von Piaggio gewesen. Eine Unternehmensgruppe, deren formeller Grundstein 1884 von Rinaldo Piaggio gelegt worden ist. Der stammte allerdings, im Gegensatz zu Johann Puch, aus einem gut situierten Unternehmerhaushalt.

Zurück zur Halle P. im Juni. Das Eröffnungskomitee repräsentierte jenes Zusammenwirken verschiedener Positionen, durch die der Bestand des Johann Puch-Museums möglich ist.

Da sind altgediente Puchianer, die einen sozialgeschichtlichen Teil des Ganzen ausmachen, von denen auch Know how und Ausstellungsstücke eingebracht werden. Da ist Magna Steyr, der Konzern, in dem die bisherige Firmengeschichte aufging. Hier trägt auch die Wirtschaft zum Bestand des kulturellen Projektes bei.

Da ist private Initiative, die sich mit dem Engagement der öffentlichen Hand trifft, die Rückhalt von lokaler Politik bekommt.

(Bitte zur Vergößerung anklicken!)

Das Eröffnungskomitee, von links: Auf der Bank sitzt der vormalige Betriebsratsobmann Alfred Gerd mit seiner Tochter. Neben ihm die Landtagsabgeordnete a. D. Annemarie Wicher. Stehend der Gemeinderat Hans Müller und Ingrid Heuberger, die Bezirksvorsteherin Liebenau. Dann das vormalige Magna Steyr-Vorstandsmitglied Gerhard Stiegler, mit dem Mikrophon Museumsleiter Karlheinz Rathkolb, schließlich die Gemeinderäte Peter Piffl-Perčević, Georg Topf und Gerti Schloffer.

— [Überblick] —

Reisefertig in der milden Abendsonne

Eine Sache um ihrer selbst willen gut machen

Wenn ich heute im Browser puch.at [link] eingebe, dann lande ich nicht bei einer Hobby-Formation, sondern bei Professionals. Das ist im historischen Zusammenhang bemerkenswert, denn Johann Puch verstarb 1914. Was ist das also? Ein Fachbetrieb zeigt Flagge, bezieht sich auf Fahrzeuge der einstigen Steyr-Daimler-Puch AG, pflegt ein langlebiges Produkt von Magna Steyr… Da ist von Allrad-Spezialist S-Tec [link] die Rede.

Dieser Fachbetrieb mit Standort im oststeirischen Albersdorf ist einerseits den Pinzgauern und Puch/Mercedes G gewidmet, bezieht andrerseits in seinem Leistungsangebot auch die Haflinger ein, die all dem vorangegangen sind. (Neuerdings wird das Know how dieser Truppe überdies auf Landrovers angewandt.)

Eine kleine S-Tec-Flotte im Gelände

Für uns ist das insofern von Belang, außerdem sehr bemerkenswert, weil sich da verschiedene Intentionen verknüpft zeigen. Die betriebswirtschaftlich relevante Seite, mit der ein anspruchsvolles Klientel bedient wird, brauche ich hier nicht näher erläutern. Das ist Geschäft der Gegenwart und praktische Arbeit an der Zukunft, ein wirtschaftliches Konzept, das die Museums-Belange nicht unmittelbar berührt.

Doch da ist auch noch dieses Motiv der Mobilitätsgeschichte. Wenn ich mit Alois Schadler rede, der bei S-Tec einiges zu sagen hat, erfahre ich von seinem emotionalen Engagement, das er mit Kollegen teilt und welches das Betriebsklima mitbestimmt. Da wird die Flagge „Puch“ in den Boden gerammt, da sieht man sich in einer Tradition stehend und vor einem historischen Hintergrund arbeitend.

Will den Namen Puch nicht verblassen sehen: Alois Schadler

In der Sache haben wir also eine Gemeinsamkeit. Das bedeutet außerdem, hier geht es nicht bloß ums Geschäft, hier geht es auch um soziokulturelle Aspekte, die in menschlicher Gemeinschaft wichtig sind. Denn wir Menschen sind in unserem Tun auf Sinn angewiesen. Unsere Talente und Fähigkeiten bekommen in der Sinnstiftung ein ganz anders Gewicht als in Prozessen, die wir eher sinnleer empfinden.

Damit kommen wir zum Beispiel bei Fragen der Identität an. Identität beziehe ich aus sehr verschiedenen Quellen. Unter anderem aus dem Gefühl von Zugehörigkeit, aus allem, was mir gut gelingt und wofür mich andere schätzen. Wenn mein Beruf mir ebenfalls solche Quellen der Identität bietet, dann trägt das für mich und für andere Früchte.

Damit ist noch eine weitere Sache angerissen. Die teilen Menschen in verschiedenen beruflichen und gesellschaftlichen Bereichen. Manche unter uns kennen dieses Bedürfnis, eine Sache um ihrer selbst willen gut machen zu wollen. Das ist Sinnstiftung pur. Und manchmal schafft es auch materielle Werte, doch der Vorrang gilt den immateriellen Werten.

Was das angeht, diese Wertschätzung für solche Arten der Qualität, bin ich kürzlich in jenem burgenländischen Waldstück unter den Mechanikern und Ingenieuren mehrfach fündig geworden.

— [Offroad Day 2012] —

Glosse: Alles beginnt erst

Es war eine gesellige Eröffnung zu erleben. Ein quirliges Durcheinander von altgedienten Puchianern und neuen Neugierigen, kommunalen Kräften und Funktionstragenden, Festgästen und Schaulustigen, Verdienten und Verdienenden, bescheiden Lebenden und gut Situierten, also in Summe genau die Mischung, die über mehr als hundert Jahre das Publikum, die Kundschaft des Johann Puch und seiner technischen Nachfahren ausgemacht hat.

Freibier und gratis Würstel, plus einiger anderer Wohltaten...

Wer einst der Firma Steyr-Daimler-Puch AG durch Arbeit verbunden war, konnte sich überzeugen, daß die Leistungen dieser Ära nicht vergessen sind. Das hat ja auch einiges mit der Identität einzelner Personen zu tun, deren Kompetenzen den Lauf der Dinge geprägt haben.

Bei solchen Veranstaltungen sind auch energische Kritiker des Status quo zu treffen. Ich hatte, über eine Bratwurst mit (wunschgemäß) reichlich Senf und Ketchup gebeugt, gründlich Gelegenheit, mir anzuhören, was es an Einwänden gibt.

Unsere Herzen sind mächtige Wunschmaschinen. Es ist mitunter erstaunlich, welche Agenda dem Altmeister, nein, dem Geist des Altmeisters auferlegt werden. Doch unterm Strich gilt, daß manche Menschen Entscheidungen treffen und sich die Ärmel aufkrempeln, andere das Revisionsgschäft bevorzugen, das die Arbeit der Schwitzenden beurteilt. So sind wir eben, wir wissen meist besseres als wir tun.

Das war übrigens ein Tag, in dem das Schwitzen leicht fiel. Ich höre, es sei das heißeste Juni-Wochenenden seit wenigstens einem Jahrzehnt gewesen. (Wie bedauerlich, daß mein Führerschein nur sehr wenig vom gut gekühlten Freibier aushält.)

Dann gibt es noch so kuriose Momente wie den folgenden: Während ich noch allerhand Kritikpunkte anzuhören hatte, schneite Consti Kiesling vorbei. Den ausgewiesenen Haflinger-Experten [link] kenne ich nun schon so viele Jahre… NUR via Internet. Wir sind uns noch nie zuvor real begegnet, aber jetzt, bei dieser Eröffnung.

Gerhard Stiegler, Vorstandsmitglied von Magna Steyr (links), und Museumsleiter Karlheinz Rathkolb

Es war auch Gelegenheit, Gerhard Stiegler, Vorstandsmitglied von Magna Steyr, kurz um ein paar Klarheiten zu fragen, denn etliche Fans neigen zur Ansicht, das Johann Puch-Museum solle quasi als ein „Werksmuseum“ von Magna angelegt sein und dessen Boss tief in die Schatulle greifen lassen, um die Sache richtig zu machen. Welche Sache?

Ginge es nach etlichen Fans, es liefe vor allem auf ein Puch Fahrradmuseum hinaus, zuzüglich eines Puch Mopedmuseums. (Motorräder und Roller haben bisher kaum Kommentare verursacht.) Das wäre wohl ein Hauptereignis, ergänzt um die Puchschammerl und die Allrad-Ecke. Daß Artefakte aus der Lebenszeit des Altmeisters auch zu berücksichtigen wären, Puch starb ja 1914, ginge dann allerdings extrem ins Geld.

Fahrräder aus dem späten 19. Jahrhundert, Motorräder und Automobile aus dem frühen 20. Jahrhundert, sie alle sind sehr rar, also entsprechend hochpreisig. Sie merken schon, SO kann der Begriff „Johann Puch-Museum“ gar nicht gedeutet werden, schon gar nicht, wenn ein privater Verein die Sache trägt.

Stiegler lächelte angesichts solcher Vorstellungen und machte deutlich: „Warum sollten wir ein Puch-Museum errichten? Wir haben Frank.“

Das Argument will in Ruhe bedacht sein. Auch wenn man die Biographien von Puch und Stronach nicht direkt vergleichen kann, weil sie im Gesamtzusammenhang der Industrialisierung zwei völlig verschiedenen Zeitaltern angehören, so haben sie doch gemeinsam, daß sie als Handwerker aus ganz bescheidenen Verhältnissen begannen; Puch in der Untersteiermark, Stronach in der Oststeiermark.

Die Phantasie, Magna Steyr würde Puch quasi ein Mausoleum errichten, weil man einen der Nachfolgekonzerne, die Steyr-Daimler-Puch AG, übernommen habe, bleibt völlig unrealistisch. Aber davon demnächst mehr aus erster Hand.

Zum aktuellen Zustand des Museums kann man sicher sagen: Alles beginnt erst! Da sind Erfahrungen, da sind neue Ideen, da sind Möglichkeiten. Vielleicht werden da auch die Mittel sein, um einem Großteil dieser Ideen nachgehen zu können. Schauen wir einmal, dann seh’n wir schon…

— [Überblick] —