Wintertage

Wer meint, ein Museum sei der Raum, in dem Dinge herumstehen, hat keine realistische Vorstellung, wie viel Bewegung in den meisten der Belange stets ist. Das betrifft zum Glück nur im geringsten Maß die großen Objekte. Es geht quer durch’s Jahr eher um die tausend Handgriffe, die ständig anfallen.

Wenige Tage vor Weihnachten

Dazu kommt Verwaltung, Organisation… Na, ich will Ihnen das gar nicht weiter darlegen, denn es langweilt mich selbst, während ich das schreibe. Aber es muß getan werden. Kontinuierlich.

Und dann kommt noch ein ganz anderer Aspekt in’s Spiel. Dieses Museum ist der Ort, an dem sich immer wieder Personen treffen, die das gemacht haben, was hier gezeigt wird. Frage ich etwas Franz Tantscher nach diesen oder jenen Details, ist seine erste Reaktion meist: „Das interessiert doch keinen“.

Karlheinz Scherhag (links) und Franz Tantscher

Doch wenn es je jemanden interessieren wird, wen könnte man dann noch fragen? Aufgeschrieben ist sehr vieles nämlich nicht und Menschen bedenken selten, wie schnell menschliches Wissen verloren geht.

Es sind oft nur sehr marginal erscheinende Details, die aber, wenn es um mehrere solcher kleinen Stückchen geht, dem großen Bild einen ganz anderen Eindruck verschaffen, als wenn sie fehlen würden. Ich gebe Ihnen Beispiel.

Wie viele Jahre befasse ich mich nun mit dem Thema Steyr-Daimler-Puch? Als geborener Grazer ist mir vor allem dieser Teil der Geschichte recht vertraut. Doch eben erst, als einige altgediente Puchianer beinander standen, hörte ich zum ersten Mal, daß mit „oben“ das Einser-Werk gemeint ist, wo heute das Museum besteht, und „unten“ immer Thondorf meint.

Solche und andere Dinge hört man, wenn etwa Friedrich Höfer, Karlheinz Scherhag und Franz Tantscher an einen gemeinsamen Tisch kommen, über die Puch-Werke und die Arbeit reden. Es sind solche Kleinigkeiten, deren Kenntnis einen dann gelegentlich größere Zusammenhänge und Abläufe präzise darstellen lassen, wo man aus einer persönlichen Schilderung der Zeitzeuigen dann die richtigen Schlüsse zu ziehen imstande ist.

Friedrich Höfer (links) Markus Rudolf

Ein anderes Beispiel bietet Markus Rudolf, der als Sohn des vormaligen Konstrukteurs und Werksdirektors Egon Rudolf mit einem Stück der Geschichte im Sonn des Wortes aufgewachsen ist. Er weiß nicht nur viel über die handelnden Personen von einst, sondern kann durch seine Gesamtschau auch da und dort die richtigen Fragen stellen. (Wir werden uns nach den Feiertagen ein wenig dem Thema Pinzgauer widmen.)

So wird sich manches Puzzle zusammensetzen lassen, um Geschichten greifbar zu machen, die Sie derzeit noch in keinem Buch finden können.

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Martin Krusche, Künstler, siehe: [link]