Puch Museum Graz

Die geschichte des Fahrrades

Das Fahrrad und seine Historie

Karl Friedrich Freiherr Drais von Sauerbronn (29.04.1785 – 10.12.1851), ein badischer Forstmeister ohne offizielles Forstamt, aber ein bedeutender Erfinder, hinterließ einen bleibenden Einfluss auf die Geschichte des Fahrrads.

Seine herausragende Innovation im Jahr 1817 war die Entwicklung eines Fortbewegungsmittels mit zwei Rädern in einer Spur, bekannt als Laufrad oder Draisine. Drais‘ Laufmaschine war von Beginn an ein Zweirad, bei dem das Vorderrad lenkbar war. Dies ermöglichte das Halten des Gleichgewichts, ohne dass die Füße den Boden berühren mussten.


Laufmaschine Französische Variante von 1818 (Bild Wikipedia)

Es tauchten viele Imitationen auf, darunter auch vermeintliche Zeichnungen von Leonardo da Vinci, vermutlich von seinem Schüler Melzin platziert, oder die Behauptung eines russischen Bauern, bereits 1801 eine Reise vom Ural nach Moskau unternommen zu haben.

Die Frage nach dem Erfinder des Tretkurbelantriebs ist ebenfalls umstritten. Pierre Michaux im Jahr 1861 und Pierre Lallement im Jahr 1866 beanspruchen beide diese Errungenschaft. Beide setzten die Tretkurbel starr an der Vorderradnabe ein, was bei der Lenkung zu Verwirrung führte.

Der Durchbruch des Tretkurbel-Fahrrads erfolgte mit der Weltausstellung 1867 in Paris, wo das Modell von Michaux präsentiert wurde. Ein Nachbau von Philipp Moritz Fischer aus Schweinfurt im Jahr 1869 wurde irrtümlich auf 1853 datiert, vermutlich um die Innovationskraft bereits im 17. Jahrhundert zu betonen. Dennoch führte die geringe Geschwindigkeit und die Anstrengung beim Fahren des Kurbelvelozipeds zur Vergrößerung des Vorderrads und zur Entstehung des Hochrads.


Altes Puch Fahrrad (Eigentümer Herr Erich Edegger, Graz;
Ausgestellt im Puchmuseum Graz)

Der englische Techniker James Starley, tätig in einer Nähmaschinenfabrik, empfand das Kurbelveloziped von Michaux als zu unhandlich und nicht zeitgemäß. Als technikbegeisterter Mensch begann er mit der Entwicklung eines leichten und eleganten Fahrradmodells. Die Erfindung von gespannten, nur zugbelasteten Stahlspeichen durch Eugene Meyer ermöglichte den Bau von Leichtbau-Fahrrädern.

Das Hochrad, obwohl anspruchsvoll im Auf- und Abstieg sowie während der Fahrt, dominierte zunächst die Szene. James Starley präsentierte auf der Weltausstellung 1871 ein Hochrad mit einem Vorderraddurchmesser von 2,50 m, um die Stabilität dünnen Drahtspeichen zu demonstrieren.

Das Auf- und Absteigen sowie die Fahrt auf dem Hochrad waren keine leichten Unternehmungen, wie der Ausspruch des jungen Johann Puch „Man fällt oft auf die Goschen“ verdeutlichte. Obwohl das Hochrad lange Zeit vorherrschte und Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h erreicht wurden, erwies es sich als technisch fehleranfällig.


Arthur Judson Palmer: Riding High. Vision Press London, 1958. S. 68
Kopfsturz oder Header beim Hochradfahren

Die Innovationen setzten sich fort, darunter der Hubstangenantrieb auf die Hinterachse durch Thomas Mc Call, der fälschlicherweise seinem Landsmann Kirkpatrick Macmillan zugeschrieben wurde. In Deutschland wurde 1870 ein solcher Antrieb von Johann Friedrich von Trefz patentiert.

Das erste Fahrrad mit Kettenantrieb, das „Kangaroo“ Rad, wurde von der englischen Firma Hillman Herbert & Coopers entwickelt. Schließlich führte John Kemp Starley im Jahr 1884 das „Safety Bicycle“ ein, das mit gleichen Radgrößen und Kettenantrieb das Hochradproblem löste. Dieses Modell, bekannt als „Rover Modell I“, trug maßgeblich zur weiteren Evolution des Fahrrads bei.


Steyr Puch
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